Von der Politik und den Medien wird fortlaufend bestritten, dass es rechtsfreie Räume in Deutschland gibt. Dazu erreichte mich eine Leserbrief eines Experten, der aus eigener Erfahrung weiß, wie es sich in der Realität verhält – und das schon seit Jahrzehnten!
Liebe Frau Lengsfeld,
zuerst einmal möchte ich Ihnen herzlich für Ihre Initiative bei der “Erklärung 2018” danken. Selbstverständlich habe ich diese unterzeichnet. Für so etwas wurde es einfach nur Zeit.
Gestatten Sie mir bitte freundlichst, neben dem herzlichen Dank für Ihr Engagement, noch einige Gedanken.
„No-go-areas“:
Ich habe als selbständiger Unternehmer im Sicherheitsbereich nahezu zwanzig Jahre Erfahrungen ganz vorne, also buchstäblich an der Front, machen können. Für ein großes deutsches Unternehmen in Berlin-Schöneberg tätig, kamen zu uns des Öfteren Mitarbeiter vom LKA, welche verdeckte oder auch offene Ermittlungen im dortigen Bereich der arabischen oder libanesischen Clans zu tätigen hatten.
Die Mitarbeiter baten darum, ihre Dienstautos in unserem bewachten Bereich abstellen zu dürfen und bewegten sich zu Fuß in das Gebiet jenseits der dortigen Hochbahntrasse. Denn alles was jenseits der Hochbahn lag, war das Gebiet dieser Clans. Die Kollegen vom LKA hatten nämlich zuvor die Erfahrung gemacht, hatten sie Ermittlungsaufträge und parkten ihre Autos im Bereich jenseits der Hochbahn, waren diese bei ihrer Rückkehr regelmäßig demoliert. Daraufhin wechselten sie mehrmals die Fahrzeuge und auch die Fahrzeugtypen, ohne Erfolg, jedes Mal waren bei ihrer Rückkehr die Autos beschädigt. O-Ton eines LKA-Beamten: “Das hat da drüben tausend Augen.” Also waren sie seit geraumer Zeit darauf angewiesen, ihre Fahrzeuge in unserem sicheren Bereich diesseits der “Hochbahngrenze” stehen zu lassen.
Dieser Vorgang, sehr verehrte Frau Lengsfeld, fand bereits im Jahre 1998 statt. Ich war damals höchst verwundert, wieso die Mitarbeiter des LKA ihre Autos bei uns abstellen wollten. Erst auf meine Nachfrage hin wurden mir die Gründe genannt. Seitdem erlebte ich dort derartige Vorgänge mehrmals, schließlich war ich ungefähr fünfzehn Jahre an dieser Stelle tätig.
Nur eine kleine völlig unbekannte Episode, eine winzige Randnotiz im täglichen Geschehen der Großstadt. Seither können Sie sich sicher meine Gedanken und Reaktionen vorstellen, wenn von offizieller Seite, zum Beispiel von Politikern und von “Experten”, gebetsmühlenartig über Jahre und Jahre behauptet wurde, es gäbe hier derartige Dinge nicht. Es war zwar nun keine “no-go-area” im engeren Sinne, jedoch hatten die deutschen Vollzugsorgane unzweifelhaft vor den dort herrschenden Clans kapituliert.