Ist Aids in Afrika ein Problem?

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Von Gastautorin Magdalena Schubert

Auch wenn man sich von den Mainstream-Medien innerlich längst verabschiedet und das Abo bereits vor Jahren gekündigt hat, springen einem doch immer wieder die reißerischen Schlagzeilen in die Augen. Schlagzeilen die Schlägen gleichen. Kaum ein Tag ohne den Namen Trump in Verbindung mit geifernder Empörung. So las ich neulich auf gmx, Trump unterstelle Tausenden von Afrikanern Aids. Afrikaner und Aids? Wie kann der böse amerikanische Präsident nur auf solch schlimme Gedanken kommen?

Wer verleumdet nun wen, dachte ich mir und eine Flut von Erinnerungen stieg in mir hoch. Ich war damals, im zarten Alter von zwölf bis sechzehn Jahren, in einem Klosterinternat, geleitet von Klosterschwestern. Dieser Orden hatte mehrere Missionsstationen in Südafrika. Da die Ausbildung in diesem Internat unter anderem auf den späteren Ordensberuf ausgerichtet war, erfuhren wir sozusagen vom ersten Tag an von dem selbstlosen Engagement der Schwestern dort in Schulen und Krankenhäusern, in der Regel vom Orden gebaut und finanziert. Auf meine beste und liebste Klassenkameradin übte diese Tätigkeit und dieses Land -von dem die Nonnen uns bei Heimatbesuchen begeistert erzählten- von Anfang an eine große Faszination aus. Es zog sie stark und unwiderruflich in Bann und sie wusste bald, dass das ebenso ihre Berufung sein würde. Sie verlor dieses hehre Ziel nie aus den Augen und ging als junge Novizin nach Südafrika. Sie studierte hochmotiviert Medizin und leistet seitdem unermüdlich ihren Einsatz als Ärztin in den Missionsstationen in Südafrika. Viele Jahre blieben wir in Kontakt. Sie schrieb lange Luftpostbriefe in denen sie mir ausführlich das Leben und Leid der schwarzen Bevölkerung schilderte, vor allem den Kampf gegen eines der schlimmsten Übel: AIDS. Am meisten erschütterte meine Freundin das Schicksal der Kinder, die oft zu Waisen wurden, weil ihnen die Krankheit die Mutter genommen hatte. Es schien ein Kampf gegen Windmühlen zu sein. Ein steter Tropfen auf heißen Stein. Hatte sich in all den Jahren etwas entscheidend verbessert? Ist die Rate der Infizierten spürbar zurückgegangen? Das wollte ich nun unbedingt in Erfahrung bringen um dann eventuell eine Klarstellung im Netz zu wagen. Leider starb im November dieses Jahres meine ehemalige Deutschlehrerin Sr. Maria mit der ich seit meiner Schulzeit, also seit 50 Jahren, den Kontakt aufrecht erhalten hatte. Sie wäre in dieser Angelegenheit mein bevorzugter Ansprechpartner gewesen. Sie hätte mich schwarz auf weiß informiert und aufgeklärt, denn jede Ordensfrau war mit der Missionsarbeit ihrer Mitschwestern bestens vertraut. Also googelte ich die Kontaktmöglichkeiten des Klosters und rief Sr. Anna an, die unter dem Stichwort „Südafrika“ vermerkt war. Einer ehemaligen Schülerin würde sie hoffentlich Auskunft geben. Ich erläuterte ihr meinen Wunsch, was sie zuerst ein wenig schmallippig mit der Bemerkung quittierte, dass jemand, der selbst noch nie in Südafrika gewesen sei, doch nicht über die Aidsproblematik referieren könne. Aber so leicht gab ich nicht auf. Ich müsse wohl nicht dieses Land bereist haben, um über dort grassierende Krankheiten berichten zu können. Das sei ja sicherlich präzise in zahllosen Berichten der Missionsschwestern dokumentiert. Der Orden hat bestimmt etliche Aufzeichnungen über die Missionsarbeit, über ihre Erfolge und Misserfolge. So wurde ich großmütig auf den nächsten Tag vertröstet. Ich sollte um elf Uhr nochmal anrufen. Vielleicht würde ich dann Näheres erfahren, wobei sie meine Frage, ob Aids denn nach wie vor eines der Hauptprobleme sei, immerhin mit einem klaren und eindeutigen Ja beantworten konnte.

Bis hierher hatte ich vor elf Uhr bereits geschrieben. Punkt elf wählte ich die Nummer. Belegt. Ich probierte es über eine halbe Stunde immer wieder. Ich kam nicht durch. War es denn eigentlich noch so wichtig? Im Grunde hatte ich ja nur diese eine konkrete Frage. Warum sollte ich Berge von Material sichten und auswerten? Warum sollte ich mich mit Zahlen und Tabellen plagen und seitenweise Dokumente studieren, wenn das Endergebnis letztendlich schon bekannt war? Würde sich an den Tatsachen etwas ändern? Würde die WHO möglicherweise ein Veto einlegen und dementieren? Kann sich denn nicht jede Privatperson, die an der Thematik interessiert ist, selbst weitere Informationen suchen und dementsprechend assoziieren? Geht es denn nicht in erster Linie um die Bewusstmachung der Problematik und ihre Folgen? Auch hier zählt meines Erachtens doch vor allem der gesunde Menschenverstand und simples Rechnen: Es gibt auf diesem Kontinent sehr viele Aidsinfizierte. Viele Menschen von diesem Kontinent kommen jetzt zu uns nach Deutschland. Dürfen wir die Gefahren, die damit einhergehen wirklich so sträflich vernachlässigen und bagatellisieren? Unweigerlich muss ich in diesem Zusammenhang an die inzwischen so häufig stattfindenden Vergewaltigungen denken, die eine ganz schlimme Begleiterscheinung der Willkommenskultur sind und die man noch viel weniger totschweigen sollte. Wir dürfen die fürchterlichen Konsequenzen nicht ausblenden, auch wenn das in unserer ach so gutmeinenden und gutmenschlichen Medienwelt erwünscht und gewollt ist: Das bewusste Verleugnen und Nichtdokumentieren von harten Fakten. Von schlichter Wahrheit. Von unserem Schmerz. Vom Schmerz der schon länger hier Lebenden – und der tatsächlich Schutzbedürftigen.



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