„Cultural Diplomacy” ist der neue heiße Hit in der beruflich-kulturellen Fortbildung. Dabei geht es offenbar darum, die eigene, europäische, deutsche oder nordrhein-westfälische Kultur diplomatisch zurückzunehmen. Und zwar aus Rücksicht auf die Wünsche und Interessen von Leuten, die nicht der europäischen, deutschen oder nordrhein-westfälischen Kultur anhängen. Es ist sozusagen die Praxisanleitung für das täglich neue Aushandeln der Modalitäten des Zusammenlebens, das uns im kommenden Multikulturland verheißen ist.
Mitte 2016 hat die EU sogar eine Strategie zur Kulturdiplomatie verabschiedet. Die soll beitragen zu „Dialogbereitschaft, Offenheit, Würde und gegenseitigem Respekt“ und so „Stereotypen und Vorurteilen“ entgegenwirken. Die neue Strategie stehe im Einklang mit der kürzlich angenommenen Agenda 2030 der Vereinten Nationen, in der „globale Bürgerschaft, kulturelle Vielfalt und interkultureller Dialog als übergreifende Grundsätze einer nachhaltigen Entwicklung anerkannt werden“. Bei soviel Bedeutung braucht es natürlich auch ein wenig Infrastruktur. In Berlin liegt das Mekka der Cultural Diplomacy in der Genthiner Str. 20. Dort gibt es ein Institut und ein Center. Man gibt regelmäßig Cultural Diplomacy News heraus. Ab Herbst 2017 kann man den Spaß auch erstmals online studieren.
Was können die angehenden „Young Leaders“ dort wohl lernen? Es heißt, „kulturelle Diplomatie“ werde z.B. wichtiger, um ausländische Investoren und Touristen anzulocken. Kulturdiplomaten könnten dann z.B. in Institutionen und Unternehmen vermitteln, warum es diplomatisch wäre, sich mal ein Kreuz aus der Krone zu brechen oder auch mal ein Kreuz zu verstecken. Da freut sich auch die Islamische Zeitung. Mittels Kulturdiplomatie könne man „neue Identitäten schaffen und formen“ und – ganz wichtig – auch Islamophobie bekämpfen.