Herr Bundeskanzler,
nachdem ich mir ihre Ansprache angehört habe, stelle ich fest: Wir leben in einem Land, aber in zwei Welten. Sie im Land ideologischer Fantasie, ich in der Realität.
Zustimmen kann ich ihnen nur am Anfang Ihrer Rede, als sie zugaben, dass es in diesem Jahr eine kleine Veränderung gäbe, weil Sie nun die Neujahrsansprache hielten. In der Tat war Ihre Vorgängerin die beste (inoffizielle) grüne Sozialdemokratin, die ihrer Partei große Dienste geleistet hat. Dank der unermüdlichen Mithilfe von Ex-Kanzlerin Merkel ist ihre SPD seit 1998 mit einer Ausnahme von vier Jahren ununterbrochen an der Macht, das heißt, sie ist die Hauptverantwortliche für unsere gegenwärtige Lage.
Diese Lage ist so kritisch, dass Sie mit allen Mitteln versuchen, das zu vertuschen. Sie behaupten, unser Land wäre nicht gespalten, das Gegenteil sei der Fall. Haben Sie nie zur Kenntnis genommen, was ihre Politiker-Kollegen an Hohn, Spott und Hetze gegen den Souverän äußern, sobald aus dessen Reihen von der offiziellen Regierungslinie abweichende Meinungen geäußert werden? Sollten Sie Bedarf haben, kann ich Ihnen gern eine Auswahl zur Verfügung stellen. Der Keil der Spaltung wird von der Politik und den sie unterstützenden Medien in die Gesellschaft getrieben.
Schwurbler, Querdenker, Pandemietreiber, Rechte, Nazis sind die hauptsächlichen Begriffe, mit denen Andersdenkende belegt werden. Sogar Ausgrenzung aus der Gesellschaft wird gefordert. Die Polizei, der von der Politik der Auftrag erteilt wird, das Gebot des Grundgesetzes, sich friedlich ohne Waffen versammeln zu dürfen, außer Kraft zu setzen, ist teils schon dazu übergegangen, mit Pfefferspray selbst gegen Kinder vorzugehen, auf gewaltfreie Spaziergänger einzuschlagen oder sie in den Rücken zu treten. Spaziergänger werden als Extremisten oder gar Terroristen öffentlich gebrandmarkt, während Linksextreme, die jüngst in der Silvesternacht in Leipzig und Dresden Barrikaden gebaut und Brände verursacht haben, „Aktivisten“ genannt oder neutral als „Gruppen“ bezeichnet werden. Es herrscht ein gesellschaftszersetzendes zweierlei Maß. Ihre Aufgabe wäre, dem energisch entgegenzuwirken, statt diese Realität zu leugnen.
Sie loben die Solidarität, die in unserer Gesellschaft herrsche und behaupten:
„Nach der Flut haben wir alle zusammen angepackt. Gemeinsam haben wir geholfen, aufgeräumt und mit dem Wiederaufbau begonnen“.
Das ist schon eine sehr dreiste Verdrehung der Wahrheit. Tatsächlich hat die Flutkatastrophe ein noch katastrophaleres Versagen von Politik und staatlichen Institutionen ans Licht gebracht. Dieses Versagen hat über hundert Menschenleben gefordert. „Neujahrsansprache einer Bürgerin an ihren Kanzler“ weiterlesen