Die Abschaffung der Wirklichkeit

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Thilo Sarrazin hat sich mit seinem neuen Buch „Wunschdenken- Europa, Währung, Bildung, Einwanderung – warum Politik so häufig scheitert“ endgültig als einer der letzten Denker, die dieses Land noch hat, profiliert. Wie man nach Lesen des sperrigen Titels schon ahnen kann, handelt es sich mindestens um drei Bücher in einem. Das erschwert die Lektüre und sorgt für Redundanz im zweiten Teil. Dafür liefert Sarrazin mit seiner berühmten Gründlichkeit für seine Darlegungen Zahlen und Fakten. Hier werden keine unbewiesenen Behauptungen in den Raum gestellt, es wird dem Wunschdenken mit der Realität auf den Leib gerückt. Sarrazin zerpflückt die gegenwärtigen politischen Utopien, weist nach, dass sie einander widersprechen und folgert:

„Wenn die politischen Eliten dann noch den widersprüchlichen Utopien gleichzeitig Geltung verschaffen wollen, kann unvermutet die Abschaffung der Wirklichkeit auf der politischen Tagesordnung stehen.“

Unser Bauchgefühl hat uns das längst signalisiert, Sarrazin liefert die traurigen Beweise. „Die Abschaffung der Wirklichkeit“ weiterlesen

In den Ländern des Heimatkrieges: Mostar

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Sollten wir geglaubt haben, dass die bisher im ehemaligen Jugoslawien erlebten Absurditäten kaum zu übertreffen sind, wurden wir im weltberühmten Mostar, dessen Alte Brücke und Altstadt zum Weltkulturerbe gehören, eines Besseren belehrt. Mostar ist eine geteilte Stadt. Die Mauer, die den kroatischen Teil vom bosnischen trennt, ist nach Aussage unseres Stadtführers undurchlässiger als die Berliner Mauer. Sie verläuft in der Mitte des Bulevar, der Hauptstraße der Stadt und ist unsichtbar. Bewohner der Stadt gehen nicht von der bosnischen Seite zur kroatischen und umgekehrt. Die Alte Brücke, die beide Teile verbindet, wurde von vielen jungen Menschen, die nach dem Krieg geboren wurden, noch nie überquert. Wer auf die andere Seite geht, ohne einen zwingenden Grund zu haben, gilt als Verräter. „In den Ländern des Heimatkrieges: Mostar“ weiterlesen

In den Ländern des Heimatkrieges: Sarajevo

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Als wir Sarajevo erreichten, ging gerade die Sonne unter. Die Stadt wirkte wie von Blut übergossen. Wir kamen aus den Bergen des Dinarischen Gebirges, die während des Krieges von den Serben besetzt waren. Hier standen die Geschütze, mit denen die Stadt über 1425 Tage beschossen wurde, mit durchschnittlich 320 Treffern. Am 22. Juli 1993 waren es sogar 3777. Die Belagerung dauerte länger als die von Leningrad im Zweiten Weltkrieg. Europa schaute drei endlos lange Jahre an den Bildschirmen zu.  „In den Ländern des Heimatkrieges: Sarajevo“ weiterlesen

In den Ländern des Heimatkrieges: Srebrenica

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Die Fahrt von Vukovar nach Srebrenica führt nicht nur über neue Grenzen, sondern durch idyllische Landstriche. Im Tal der Drina stelle ich fest, dass der Fluss tatsächlich, wie von Ivo Andrić beschrieben, smaragdgrünes Wasser führt. Die anschließenden Berge laden zum Wandern ein, besonders in diesem verführerischen Spätvormittagslicht. Keine gute Idee, denn sie sind noch mit Minen verseucht. „In den Ländern des Heimatkrieges: Srebrenica“ weiterlesen

In den Ländern des Heimatkrieges: Vukovar

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Die Fahrt von Belgrad nach Vukovar  mussten wir zwei Stunden früher als geplant starten. Unserem bosnischen Bus war es nicht gestattet, die serbisch-kroatische Grenze direkt zu überqueren. Wir mussten einen Umweg über Bosnien, genauer gesagt, die „Republik Srbska“ machen, ein autonomes Gebilde in Bosnien, Überbleibsel aus dem Bürgerkrieg. Ein serbischer General,Ratko Mladić, der die hiesigen Kämpfe kommandiert hatte, rühmte sich nach seinem Sieg, dass es erstmals gelungen wäre, einen serbischen Staat auf nichtserbischem Gebiet zu errichten. „In den Ländern des Heimatkrieges: Vukovar“ weiterlesen

In den Ländern des Heimatkrieges: Belgrad

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Wir sind eine Gruppe auf Studienreise, die von der Stiftung Aufarbeitung des SED- Unrechts in jedem Jahr in postkommunistische Länder durchgeführt wird. Diesmal wollen wir uns über den Zusammenhang von  kommunistischer Diktatur und Bürgerkrieg Anfang der Neunziger im ehemaligen Jugoslawien informieren.

Belgrad empfängt uns mit brütender Hitze.

Schon auf dem Weg vom Flughafen in die Stadt, bekommt man den Eindruck, dass der Krieg immer noch gegenwärtig ist. Einige Häuser, die während des Natobombardements getroffen wurden, stehen demonstrativ als Ruinen an markanten Punkten. „In den Ländern des Heimatkrieges: Belgrad“ weiterlesen

Das Schicksalsjahr 1976

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Die Thüringer Landesvertretung in Berlin war immer eine gute Adresse für interessante Veranstaltungen. Das ist auch unter der neuen Regierung so geblieben.

Am vergangenen Mittwoch wurde ein besonderes Highlight präsentiert. Auf Einladung des Staatssekretärs Malte Krückels stellte der Autor Karsten Krampitz sein neues Buch „1976 – Die DDR in der Krise“ vor. Zur Überraschung des Gastgebers war der Saal bis auf den letzen Platz gefüllt.

Was soll ein neues Buch über die DDR? Ist da nicht schon alles erforscht? Die Publikationen über den untergegangenen Staat füllen schließlich ganze Bibliotheken. Allein über die Ausbürgerung des Liedermachers Wolf Biermann stünden mehr als ein Dutzend Bände in seinem Regal, eröffnete der Moderator Salli Sallmann das Gespräch mit dem Autor. Im Gegenteil, konterte Krampitz, jede Generation hätte das Recht, ihren eigenen Blick auf die Geschichte zu entwickeln. „Das Schicksalsjahr 1976“ weiterlesen

Erneuerter Gedenkort für einen Massenmörder?

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Völkerverständigung ist eine gute Sache, aber man sollte dabei niemals vergessen, mit wem man verhandelt und mit welchen Regimen man es zu tun hat. In einem aktuellen Fall in Sachsen könnte dies leider im Falle des neuen Botschafter Vietnams Doan Xuan Hung und der deutsch-vietnamesischen Zusammenarbeit passiert sein. Denn offenbar wird ernsthaft erwogen einen DDR-Erinnerungsort mit staatsvietnamesischer Hilfe geschichtspolitisch einseitig neu aufzubauen. Neben der Erinnerung an die Ausbildung von vietnamesischen Kindern in der DDR würde hier, wenn es denn so umgesetzt werden würde, offenbar ein völlig unkritisches Bild eines Massenmörders demokratisch geadelt. „Erneuerter Gedenkort für einen Massenmörder?“ weiterlesen

Ein vergessenes Verbrechen

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Im Mai 1944 begann auf Befehl Stalins die gewaltsame Umsiedlung der Krimtataren. Offiziell wurden 189 000 Menschen aus ihren angestammten Wohnsitzen vertrieben. Mit den wenigen Habseligkeiten, die sie innerhalb von zwanzig Minuten, die das Räumkommando ihnen ließ, packen konnten, wurden sie in Züge verladen und oft sogar ohne Trinkwasser tagelang zu ihren neuen „Siedlungsgebieten“ gefahren. Ungezählte Menschen verdursteten bereits während der Fahrt. Andere starben am Ankunftsort, wo sie nichts als nackte Erde erwartete und sie sich mit bloßen Händen gegrabenen Erdgruben als Unterkunft behelfen mussten. Geschätzte 45% der Krimtataren kamen in den ersten Monaten der Deportation ums Leben. „Ein vergessenes Verbrechen“ weiterlesen

Politische Korrektheit tötet

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Kürzlich wurde mir von einem Freund ein Interview des Sängers Jesse Hughes der Band „Eagles of Death Metal“ zugeschickt. Hughes, der auf der Bühne stand, als bei dem Überfall auf das Bataclan 89 seiner Fans ermordet wurden, spricht in diesem Interview Klartext. Was er zu sagen hat, verdient weite Verbereitung.

Hughes beginnt damit, dass die Qualitätsmedien seine Einlassungen nach dem Attentat nur verzerrt wiedergegeben haben, teilweise so verdreht, dass die Leser den Eindruck gewinnen mussten, dass Hughes das Gegenteil dessen geäußert hätte, was er wirklich gesagt hat.

Seine Darstellung, wie sich der Überfall abgespielt hat, passt nicht ins politisch korrekte Schema. „Politische Korrektheit tötet“ weiterlesen