Tuvia allein unter Briten

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Tuvia Tenenbom ist ein waghalsiger Mensch. Er hat sich allein unter Amerikaner, Deutsche, Juden und Flüchtlinge gewagt, und ist nicht nur heil wieder herausgekommen, sondern bereichert an Erkenntnis und Einsichten. Im Winter 2018/2019 hat er sich allein unter Briten gewagt. In einer Zeit, da es im Vereinigten Königreich hoch her ging, wegen des beschlossenen und von den Leave-Gegnern immer wieder verzögerten Brexits, ist Tenenbom von Schottland bis Wales gereist, um die Inselbewohner zu erforschen und hat dabei die erstaunliche Entdeckung gemacht, dass kaum jemanden der Brexit, Medienthema Nummer eins, interessierte. Dafür stieß Tenebom immer wieder auf höchstes Interesse an der palästinensischen Frage. Palästinenserfahnen an Rathäusern, als Wandgemälde, auf T-Shirts, Stickern, in Oxfam-Läden, an Straßenständen und in Universitäten. Diese Palästinenser-Besessenheit ist die Kehrseite eines flächendeckenden Antisemitismus. „Tuvia allein unter Briten“ weiterlesen

Was ist aus den positiv getesteten Personen geworden?

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Liebe Frau Lengsfeld
 
Ich habe mich gefragt, was aus den Personen wurde, bei denen der PCR-Test positiv ausgefallen ist. Aus den Daten des Lageberichts des RKI für die Kalenderwochen kann man dazu eine Abschätzung machen. 

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Die letzten Tage der DDR

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Beinahe hätte es, außer der SPD, keine neu gegründete Partei in der ersten und letzten frei gewählten Volkskammer gegeben. Am Runden Tisch, der die finalen Wochen der Regierung Modrow moderierte, war der Antrag eingebracht worden, dass die Volkskammerwahlen am 18. März mit einer 5%-Hürde stattfinden sollten, denn nur das wäre demokratisch.

Einem unbekannten Bürgerrechtler ist es zu verdanken, dass er den Einwand erhob, der vom Runden Tisch gebildete Kommission, die dabei war, einen neue Verfassung für die DDR zu schreiben müsste der Antrag vorgelegt werden, bevor er abgestimmt werden konnte.

Ich war in dieser Kommission die Vertreterin der Grünen Partei und obwohl meine Partei am Runden Tisch dafür gewesen war, erhob ich heftige Einwände. Es waren 7 neue Parteien gegründet worden, die gegen alle Altparteien antreten mussten. Unwahrscheinlich, dass alle 5% erreichen würden. Damit wäre ausgerechnet den Vertretern der Friedlichen Revolution, denen die freien Wahlen zu verdanken waren, der Zugang zur Volkskammer erschwert oder unmöglich gemacht worden. Wie immer, wenn das Mitglied einer Neupartei ein Argument vehement vortrug, wagten die Altparteien kaum Widerspruch. So verschwand der Antrag, die Wahl fand ohne Prozenthürde statt.

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Sonntagslektüre: Der Schmuggel über die Zeitgrenze

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Chaim Noll ist einer der produktivsten deutschsprachigen Schriftsteller. Ihn zu lesen, ist immer ein Gewinn. Anlässlich des 30. Jahretages des Endes des sozialistischen Experiments DDR habe ich noch einmal zu seinem bereits vor fünf Jahren erschienenen Buch „Schmuggel über die Zeitgrenze“ gegriffen. Es beschreibt Nolls Leben in der DDR innerhalb der Nomenklatura und wie er aus Erfahrung zum Gegner wurde, obwohl ihm alle Türen offen standen. „Sonntagslektüre: Der Schmuggel über die Zeitgrenze“ weiterlesen

Eugen Onegin als Kammerspiel

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Die Corona-Schutzmaßnahmen haben unsere Kulturlandschaft unter immensen Druck gesetzt. War es schon zu wirtschaftlichen Boomzeiten schwierig, die zahlreichen wunderbaren Kulturstätten zu finanzieren, sieht die Perspektive in Angesicht der zu erwartenden wirtschaftlichen Pleitewelle und der damit verbundenen Steuermindereinnahmen erst recht düster aus. Bereits jetzt müssen besonders die freischaffenden Künstler erhebliche Mindereinnahmen hinnehmen, die nur unzureichend mit den Corona-Hilfen ausgeglichen werden können. Eher früher als später wird sich wieder die Frage stellen, welches Theater überleben kann. Da haben nur die kreativsten eine Chance. In dieser Situation ist Intendant Daniel Klajner für das Theater Nordhausen/ Lohorchester Sondershausen ein Glücksfall. „Eugen Onegin als Kammerspiel“ weiterlesen

Haltungsjournalismus vom Feinsten: Angebliche Mehrheit für Aufnahme von Flüchtlingen aus Moria

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Von Dr. Wolfgang Hintze und Vera Lengsfeld

Nach dem heißen Abriss von Moria, wie ein Moderatorer von mdr-Kultur gestern den Brand im griechischen Flüchtlingslager in einem Interview zutreffend genannt hat, melden sich die üblichen  Verdächtigen mit Forderungen, sofort die obdachlos gewordenen Migranten aufzunehmen. Dass es ein verheerendes Signal wäre, wenn terroristische Akte die Wirtschaftsmigration nach Europa befördern würden, wird unter einem humanitären Wortschwall zugedeckt. Obwohl unsere Land noch längst nicht die 2015 ausgelöste Einwanderungswelle verkraftet hat, machen sich unsere Bessermenschen stark, weitere Einwanderungswellen zu begünstigen. Allerdings sind die Befürworter unbegrenzter Einwanderung eher nicht dafür bekannt, dass sie unbegrenzt Flüchtlinge in ihre komfortablen Häuser aufgenommen hätten.

Deutsche Städt haben sich gemeldet und um Aufnahme von Migranten gebeten. Wer sind in diesem Fall die Städte, ihre Bürgermeister und Kommunalpolitiker oder die Bewohner? „Haltungsjournalismus vom Feinsten: Angebliche Mehrheit für Aufnahme von Flüchtlingen aus Moria“ weiterlesen

Die Linke radikalisiert sich

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Im Revolutionsherbst 1989 nahm die Autorität der herrschenden SED rapide ab, was sich nach dem Mauerfall noch einmal beschleunigte. Im Dezember 1989 war es so weit, dass die SED nicht mehr in der Lage war, zu regieren. Deshalb wurde der Runde Tisch eingerichtet, der die Regierung Modrow unterstützen und gleichzeitig die Weichen für eine Demokratisierung der DDR stellen sollte. Am Runden Tisch, der zum ersten Mal am 7. Dezember tagte, saßen zur Hälfte Vertreter der Alt- und der neu gegründeten Parteien. Was niemand ahnte war, dass unter den Vertretern der Neuparteien zahlreiche Inoffizielle Mitarbeiter der Staatssicherheit saßen, unter anderem Ibrahim Böhme (SPD) und Wolfgang Schnur (Demokratischer Aufbruch). Diesen IM ist es zu verdanken, dass es der SED und den Blockparteien gelang, die Neuparteien nach allen Regeln der Kunst über den Tisch zu ziehen. Vor allem sicherte es der SED das Überleben. „Die Linke radikalisiert sich“ weiterlesen

Konstruktive Opposition oder Kniefall? Wohin driftet die CDU?

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Herr Debes von der Thüringer Allgemeinen, früher „Das Volk“ geheißen, ist ein Haltungs-Journalist par excellence. Als solcher hat er es weit gebracht, denn er darf schon für die Zeitgeist-Postille „Zeit“ schreiben, eben jene, deren Edel-Federn vor etwas mehr als dreißig Jahren eine Recherche-Tour durch die bereits absterbende DDR gemacht und festgestellt haben, dass die DDR-Bürger dem Partei- und Staatschef Honecker so etwas wie stille Verehrung entgegengebracht hätten. Kurz darauf war es mit dem Arbeiter-und Bauernparadies vorbei. Als die zweite deutsche Diktatur 1989 von der historischen Bildfläche verschwand, meinten alle, die Demokratie hätte in Deutschland flächendeckend gesiegt. Die Gegner der Vereinigung sprachen von Anschluss, gemeint war damit eine feindliche Übernahme, obwohl sie mit dem Willen der überwiegenden Mehrheit der Bevölkerung stattfand.
Woran damals niemand dachte ist, dass es sich um eine Übernahme unter umgekehrten Vorzeichen gehandelt haben, dass nach dreißig Jahren eine DDR 2.0 in buntem Gewand fröhliche Urständ feiern könnte. „Konstruktive Opposition oder Kniefall? Wohin driftet die CDU?“ weiterlesen

Von der Society-Dame zur Kriegsberichterstatterin – Die unheimliche Macht der Bilder

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In der Kunsthalle Erfurt ist noch bis zum 18. Oktober eine Fotoausstellung zu besichtigen, die jeder Thüringer, aber auch jeder Besucher Erfurts gesehen haben sollte. Ja, es lohnt sich sogar, wegen dieser Ausstellung in die schönste deutsche Landeshauptstadt zu fahren.
Gezeigt werden 100 Fotografien von Lee Miller (1907-1977), die im Zweiten Weltkrieg von der Vogue als Kriegsberichterstatterin an die Front geschickt wurde und die amerikanische Armee von der Bretagne bis nach Deutschland begleitet hat. Anders als eine heutige Modefotografin, die das ertrunkene Flüchtlingskind Alan Kurdi erst fotogen am Strand inszenierte, bevor sie es ablichtete, manipulierte Miller nichts. Sie hielt ihre Kamera drauf und drückte ab, Heraus kamen Bilder, denen man sich schwer entziehen kann und die den ganzen Wahnsinn des Krieges dokumentieren, gleichzeitig aber von einer faszinierenden Ästhetik sind. „Von der Society-Dame zur Kriegsberichterstatterin – Die unheimliche Macht der Bilder“ weiterlesen