Antje Hermenau, frühere Bundestagsabgeordnete und langjährige Fraktionschefin der Grünen im Sächsischen Landtag hat ein neues Buch, genauer, ein Essay vorgelegt. Wer Hermenaus analytische Schärfe aus ihren früheren Büchern kennt, hegt hohe Erwartungen, wenn er das schmale Bändchen aus der Exil-Edition des Buchhauses Loschwitz in die Hand nimmt.
So viel kann ich verraten: Man wird nicht enttäuscht.
Deutschland, konstatiert Hermenau, ist eine „historisch und demografisch erschöpfte Gesellschaft“, die „im alltäglichen Biedermeier und intellektuellen Rokoko nunmehr durch den Umgang mit dem Corona-Virus in einem großen Egal auf sich selbst zurückgeworfen wird. Wir blicken hinter die glitzernde Verpackung und sind wahrscheinlich alle etwas erschüttert darüber, wie unscheinbar die wirkliche Substanz im deutschen Alltagsleben ist“.
Für Hermenau ist das Anlass im alltäglichen Leben wieder auf eine Basis der Vernunft und Aufklärung zurückzukehren, anstatt im Moralisieren und in intellektuellen Manieriertheiten zu erstarren.
Nach der Vereinigung hat sich die deutsche Gesellschaft immer mehr nach Links entwickelt (im Gegensatz zu den zahlreichen Warnungen eines Rechtsrucks). Dringend notwendig ist eine konservative Korrektur.
Was sich in den letzten zwei Corona-Jahren verschärft hat, nennen manche den seltsamen Selbstmord Europas, andere den Werteverfall des Westens, dritte Unterwerfung. Die charakterliche und intellektuelle Erschöpfung der so genannten Eliten, seien sie gewählt oder selbsternannt, beherrscht unseren Alltag. Für die Bürger, die beim Hochwasser im Ahrtal bewiesen haben, dass sie im Gegensatz zur Politik noch handlungsfähig sind, ist es ein Trost zu wissen, dass Macht, egal, wer sie ausübt, immer vergänglich ist, „Es braucht halt viel Geduld. Demokratie ist die Staatsform der Geduld“.
Aber irgendwann ist der längste Geduldsfaden gerissen oder am Ende. Das der Staat es nicht besser kann, beweist er gerade wieder im Umgang mit den ukrainischen Kriegsflüchtlingen. Nach drei Wochen Krieg und über 200 000 Flüchtlingen liegen die staatlichen Institutionen noch im Tiefschlaf. Wenn die Bürger in so einer Notsituation die Dinge selbst in die Hand nehmen, wozu brauchen sie dann noch den Staat? Der hat sich zwar in der Coronakrise aufgebläht und ist immer aufdringlicher geworden, hat aber nicht zu früherer Effizienz, für die Deutschland mal berühmt war, zurückgefunden. Im Gegenteil. Die so genannte Corona-Politik war, freundlich ausgedrückt, ineffizient, deutlicher, kontraproduktiv.
„Es ist in der Tat entsetzlich, wie viel Aufgebautes, wie viel Lebenswerk und fleißiges Handeln in diesen zwei Jahren ruiniert“ worden. „Der über viele Jahrzehnte gezüchtete Wunsch, der Staat möge alles regeln, trifft auf das Unvermögen des Staates, alles zu regeln“.
Ein effizienter Staat muss Rahmenbedingungen schaffen, die Herausforderungen des Lebens müssen die Bürger selbst bewältigen. Das haben Konservative immer gewusst, dieses Wissen aber unzureichend verbreitet.
Die aktuelle Situation des Staatsversagens und der Unfähigkeit der Linken, geistige Impulse zu setzen, sind die Chance für eine konservative Korrektur, „die uns als Gesellschaft neue Sicherheiten vermittelt, die wir so nötig haben, um einer neuen Realität nicht ängstlich und nervös, sondern bedacht und entschlossen gegenübertreten zu können.“
Darüber nachzudenken, mit anderen zu diskutieren – dazu lädt Hermenaus Essay ein. Konservative Korrektur, oder das Große Egal bis zum bitteren Ende – Sie haben die Wahl!
Anje Hermenau: Das große Egal
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