Paris – ein Fest fürs Leben? Jedenfalls ein Erlebnis!

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Ernest Hemingway war hier, Stefan Zweig, Rainer Maria Rilke, Paula Modersohn Becker und viele, viele andere, die sich in diese Stadt verliebten. Charles Aznavour wurde in Paris vom Armenier zum Pariser und zum Botschafter der Heimat seiner Vorfahren. Ein großer Teil der Emigranten aus Nazideutschland machte hier Station, zog weiter oder wurde von den Nazis überrollt. Inzwischen macht die Stadt mehr Schlagzeilen wegen des Brandes von Notre Dame 2019, ihrer oft brennenden Vorstädte und diversen Protesten, seien es die der Gelbwesten oder andere. Hunderttausende Touristen besuchen Paris jährlich. Was macht das mit der ehemaligen Hauptstadt der westlichen Welt, von der Geld für die amerikanischen Rebellen, Vorkämpfer der allgemeinen Menschenrechte, geschickt wurde, und in der die Jakobiner-Diktatur entstand, Urbild des schrecklichen Terrors des 20. Jahrhunderts?

Wir fliegen mit EasyJet ein, nachdem wir am Gate des Pannen-BER eine unangenehme Situation überstanden hatten. Unser Handgepäck entsprach zwar den auf der Website der Fluggesellschaft angegebenen Maßen für eine kostenlose Mitnahme, am Gate stand aber ein Gerät, das sagte, unsere Koffer ragten in der Länge um drei Zentimeter über das erlaubte Limit. Wir mussten jeder 58 € nachzahlen.

Beim Landeanflug über Paris war alles vergessen. In der Ferne grüßte der Eiffelturm, das Versprechen einer schönen Reise. Dem Flughafen Orly sieht man seine Jahre an. Der Siebziger-Jahre-Schick sieht abgewetzt aus. Nur die Shopping-Meile ist frisch renoviert, um die Käufer bei Laune zu halten. Der Flughafen-Express bringt uns in nur 6 Minuten nach Antony, von dort geht es mit der Metro weiter. Nach sechs Stationen sind wir an der Station Luxembourg. Ein Stück am Zaun des berühmten Parks entlang, einbiegen in eine Seitenstraße, schon waren wir am Hotel Trianon Rive Gauche, das seinen alten Charme bewahrt hat. Die freundliche Rezeptionistin lobt unser holpriges Französisch und weist uns darauf hin, dass Père Louis an der Ecke das beste Restaurant weit und breit sei. Wir probierten es sofort aus und fanden das bestätigt. Das Essen war köstlich und bezahlbar, der Wein sehr gut und die Tarte Tatin am Schluss eine echte Gaumenfreude. Ein gelungener Auftakt unserer Kulturreise.

Den Mittagspaziergang machten wir im Jardin du Luxembourg, dessen Gepflegtheit großen Eindruck auf uns machte. Überwiegend weiße junge Männer mähten die Rasenflächen, trimmten Bäume und Hecken. Müll mussten sie nicht beseitigen, weil die zahllosen Besucher keinen hinterlassen. Es trampelt auch niemand auf den Flächen herum, die nicht für das Betreten vorgesehen sind. Dafür kann man auf tausenden grünen, bequemen Metallstühlen ausruhen und die Sonne genießen. Die Beete sind in einem zauberhaften zarten Muster bepflanzt: Vergissmeinnicht, Stiefmütterchen, Primeln, Goldlack und gefüllte Gänseblümchen wie zu einem zarten Teppich ineinandergewebt. In wenigen Wochen muss das komplett neu bepflanzt werden. Offenbar kein Problem, denn mangels Bürgergeld gibt es keinen Mangel an besetzten Arbeitsstellen im Niedriglohnbereich. Wir bewundern die Efeugirlanden und die getrimmten Kastanien im Eingangsbereich. Tiefer im Park befinden sich die Obstspaliere, die gerade in voller Blüte sind. Dann wird aus dem französischen ein englischer Garten. Unter Eichen und Linden spielen alte weiße Franzosen Boule. Dass im Jardin du Luxembourg ein Stück altes Frankreich überlebt hat, wird spätestens am Kinderkarussell klar, das Rainer Maria Rilke 1906 in einem Gedicht beschrieben hat. Wir rätseln, wie oft das Karussell schon überholt werden musste, denn es wird bis heute eifrig von Kindern zwischen 5 und 12 Jahren genutzt. Der weiße Elefant zwischen den Pferden und Kutschen, den Rilke extra erwähnt hat, sieht jedenfalls neuer aus, als der Rest des ehrwürdigen Gefährts. Als wir am Ende unseres Spaziergangs uns in der Sonne auf grünen Stühlen ausruhen, erreicht mich die Nachricht, dass Klaus Schwab, der die neuen Reichen dazu anspornt, ein gottähnliches Dasein anzustreben (Homo Deus, Yuval Harari) und seinen Vordenker die Frage aufwerfen ließ, was man mit den durch KI überflüssig gewordenen Massen anfangen solle, offenbar sterblich im Koma liegt. Es ist ihm und seinen Anhängern zum Glück nicht gelungen, die politisch inszenierte Corona-Krise als „goldene Gelegenheit“ (Prince Charles, heute Charles III) für die große globale Transformation zu nutzen, aber immerhin hat er versucht, die in der Corona-Zeit entwickelten Zwangsregeln zur Unterdrückung der Massen als das „Neue Normal“ auszugeben. Das scheint sein letztes Buch geworden zu sein. Wir können uns mit der Hoffnung trösten, dass es der Menschheit, die immer mal wieder von Massenwahn heimgesucht wird, es bisher stets gelungen ist, sich aus eigener Kraft daraus zu befreien. So kann es auch diesmal werden, denn die Aufarbeitung der Corona-Zeit hat weltweit begonnen.

Am Abend zog es uns zu Notre Dame, deren Rekonstruktion in vollem Gange ist. Das Wunderwerk weißer Männer ersteht in alter Schönheit. Das Feuer hat der Welt auch Überraschungen beschert und neue Erkenntnisse. Das verdient einen eigenen Artikel.

Anmerkung: Nach Veröffentlichung dieses Artikels habe ich erfahren, dass Klaus Schwab wohl doch nicht asterblich im Koma liegt. Es handelte sich wohl um ein Gerücht.



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