Von Gastautor Wolfgang Schnetzer und Vera Lengsfeld
Als Wirtschaftsminister Altmaier sich zum Ergebnis der Kohlekommission äußerte, konnte man heraushören, dass die Mohren ihre Schuldigkeit getan hatten. Entscheidend ist nun die Formulierung neuer Gesetze, nachdem deren klimamoralische Notwendigkeit erwartungsgemäß dick unterstrichen und bestätigt wurde. Die Kohlekommission, die sich eigentlich Kommission Wachstum, Strukturwandel und Beschäftigung nennt, schaltet keine Kraftwerke ab sondern sollte lediglich Vorschläge erarbeiten, um den Kohleausstieg unter Berücksichtigung der Versorgungssicherheit, Systemstabilität und stabiler Preise überhaupt möglich zu machen. Planwirtschaft ist angesagt und eine Gruppe von Betroffenen und konzilianten Weltverbesserern darf Vorschläge zur Bewältigung der Folgen des nächsten ideologischen Klimaverbeeinflussungsversuchs machen. Den Rest erledigt dann die noch amtierende Regierung in Form von Gesetzen, die, so die Hoffnung, dieselbe überdauern mögen.
Natürlich hat die Sache einen ganz dicken Haken. Unsere ohnehin zweithöchsten Strompreise in Europa werden weiterhin steil nach oben gehen. Das hat unsere Umweltministerin zu einem Spruch à la Walter Ulbricht hingerissen. Die Strompreise würden nach Meinung der Regierung durch die zu erwartenden Maßnahmen nicht steigen. Im Juli 1961 hatte Ulbricht, nachdem alle verfügbaren Maurer bereits nach Berlin geordert und Mauersteine gehortet worden waren, verkündet: “Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten.”
Immerhin hat der Ministerpräsident von Brandenburg Dietmar Woidke, der in diesem Jahr eine Wahl zu bestehen hat, widersprochen: „Wir brauchen Ehrlichkeit: Wenn wir aus der Kohle aussteigen, dann ist es automatisch, dass der Strompreis steigt. Er wird auf 35, 40 oder auch 50 Cent steigen“. Wer kann das bezahlen, ist die neue Quizfrage. Wer muss raus? Wer profitiert?
Nicht hinnehmbar für die Kohleaussteiger sind die Vorzeichen eines immer schneller wachsenden Widerstandes gegen eine immer abstrusere „Klimapolitik“, als ungerecht empfinden sie die Reaktionen im Ausland, wo nur wenige Länder den Durchblick bewiesen haben zu erkennen, wie mustergültig und grundanständig alles Tun unserer erleuchteten Regierung ist – bei messbaren globalen Resultaten im Promillebereich hinterm Komma! So wundert es dann nicht, wenn eine Kanzlerin auf Abruf sich genötigt fühlt, von der Welt Verständnis zu erflehen, denn nur bei uns ist es möglich Atom und Kohle im Doppelschlag über Bord zu werfen, um als vorletzte Lösung zur weiteren Minderung des anthropogenen Co2-Anteils die Inbetriebnahme von Holzvergasungskraftwerken ins Auge zu fassen.
Ironie des Schicksals: In der heißen Endphase der Verhandlungen der Kohlekommission kam es bei der Sicherung der nationalen Stromversorgung zu spannenden Momenten. An einigen Tagen, während der Wind- und Sonnenflaute, konnte nicht ausreichend Strom erzeugt werden. Das Ausland hilft in solchen Situationen aus, wenn es kann. Es kann das wegen der wachsenden Destabilisierung nicht nur des deutschen, sondern des europäischen Stromnetzes, immer weniger. Wäre es am 17. Januar 2019 um 21 Uhr ein bisschen kälter gewesen hätte es den Blackout geben können, den sich keiner vorstellen will. Doch auch hier hat man schon „Lösungen“ eingeplant. Dann müssen Industrieanlagen abgeschaltet werden, was bei der Aluminiumindustrie schon gang und gäbe ist. Die Frage ist, wie lange sich die Industrie das gefallen lässt, ohne das Land zu verlassen.
Energiepolitik ist nichts für Uninformierte. Um den politisch kreierten Mix aus erneuerbarer und konventioneller Stromerzeugung zu verstehen braucht es Information und Einfühlungsvermögen. Die Bundesnetzagentur mit der Informationsplattform zum Strommarkt SMARD und Agora mit dem Agorameter bieten tolle Möglichkeiten, sich ein genaues Bild über Stromverbrauch und Stromerzeugung zu machen. Spielen sie SMARD! Stellen Sie sich Ihre eigenen Strom-Cocktails zusammen und lernen Sie wie so was geht!
Rechnen Sie sich aus, wie viele zusätzliche Windanlagen zu den vorhandenen ca. 29.000 Onshore-Anlagen benötigen würden um die Strommenge von gut 32 GW zu ersetzen, die die Kohlekraftwerke derzeit liefern können! Aber was ist mit der Grundlast bei Windflaute? Wer sichert die, wenn die Kohlekraftwerke abgeschaltet werden? Atomkraft aus Russland?
Checken Sie ab, wie viele Windmühlen man sparen kann, wenn alle Aluminiumschmelzen außer Landes verwiesen werden. (Aluminiumproduktion der Bundesrepublik beträgt 520.000 Tonnen bei einem Stromverbrauch von 15.700 kWh/Tonne)
Finden Sie heraus, wie viele geparkte Elektroautos (45 kWh) in den Garagen verbleiben müssen, um die Grundlastnetzspeicherung von 40 GW zu erreichen!
Stellen Sie fest, wie groß das Gewicht aller Lithium Batterien für die oben genannte Grundlastspeicherung sein wird. ( 1 kWh = 7 kg Lithiumbatterie) ?
Eruieren Sie, wie viele zusätzliche Windanlagen benötigt werden ,wenn der gesamt PKW-Park (ca. 40 Millionen) der BRD auf Stromfahrzeuge umgestellt würde und ein Fahrzeug im Jahr 12.ooo km zurücklegt. (Verbrauch 15 kw/h/100 km)
Derzeit stehen 23 kg Lithium pro Kopf der Erdbevölkerung zur Verfügung. Decken Sie auf, wie viele PKWs man mit diesem Vorrat betreiben kann, wenn jedes Fahrzeug mit einer Reichweite von 300 km ausgestattet sein soll?
Bertolt Brecht hätte heute die „Fragen eines informierten Strombeziehers“ geschrieben.
Schlussakkord:
Die Winde wehn, die Sonne scheint
Im Strome ist das Volk vereint.
Bei Wolken und bei Flaute,
da machen wir die Raute