Im dritten Teil meiner Rezension von Barbara Kösters Buch „Der missverstandene Koran. Warum der Islam neu begründet werden muss“, beschäftige ich mich mit den praktischen Folgen der Entscheidung, einen analphabetischen Propheten zum Vorbild zu machen. Da Mohammed nicht lesen und schreiben konnte, scheinen viele seiner Anhänger es nicht wichtig zu finden, es zu können. Der weit verbreitete Analphabetismus in den islamischen Ländern und die überdurchschnittlich hohe Schulabbrecherquote bei den im Westen lebenden Muslimen, könnte als eine besondere Form der Nachahmung und Nachfolge Mohammeds gedeutet werden.
Im Gegensatz zum Judentum, wo das Studium der Schrift zur Alphabetisierung der Gläubigen geführt und zugleich die Fähigkeit zum Disputieren entwickelt hat, gab es keine vergleichbare Entwicklung bei den Muslimen. Hier wird die Energie auf das Auswendiglernen gerichtet. „Wer den Koran auswendig kann, erhält den Beinamen hafiz und gilt als gelehrt. Repetieren als vorherrschende Kulturtechnik aber lässt Gesellschaften stagnieren…Entwicklung ist nur möglich, wenn zugelassen wird, den Geist frei schweifen zu lassen und das Neue zu denken.“ Das Verbot der bida`a in der islamischen Theologie verhindert auch den gesellschaftlichen Fortschritt.
Köster macht auf einen weiteren Umstand aufmerksam: Der Koran muss immer im Original rezitiert werden. Die Zahl der arabophonen Muslime ist aber in der Minderheit. Die meisten Muslime leben in Indonesien, Indien, Pakistan, dem Iran und der Türkei, mit ihren jeweiligen Muttersprachen. Für die Kinder in den Koranschulen ist es so, als ob, wie Köster es formuliert, Finnen oder Italienern ohne Deutschkenntnisse die mittelhochdeutsche Fassung des Niebelungenliedes zum Auswendiglernen gegeben wird. Viele gebildete Muslime haben erstmals verstanden, was im Koran steht, als sie ihn in englischer Übersetzung gelesen haben. Übersetzungen ins Englische sind leichter zu bekommen, als ins Persische, Urdu oder Bengali.
Es scheint so zu sein, dass durch den frühkindlichen Drill mit einen unverständlichen Text nicht nur kindliche Neugier und Begeisterung einen Dämpfer erhalten, sondern auch die Freude am Lernen beeinträchtigt wird.
Ein Beispiel dafür, dass im Koran etwas anderes steht, als geglaubt wird, ist das Kopftuch. In der Sure 24:31 steht: … Sie sollen ihren Schal über den Schlitz (Halsausschnitt) ihres Kleides ziehen.“
Sie sollen also ihr Dekolleté, nicht ihren Kopf, bedecken, d.h. die religiöse Pflicht, sich mit einem Kopftuch zu bedecken, gibt es im Koran nicht.
Wenn man Fotos aus arabischen Ländern der sechziger und siebziger Jahre sieht, dominieren westliche Kleidung, Miniröcke und offene Haare das Straßenbild. Auch in Europa ist das Kopftuch erst ab den neunziger Jahren in immer stärkerem Masse zu sehen. Es ist das Zeichen des Abgrenzungsprozesses muslimischer Subkulturen in Europa, der immer mehr Fahrt aufnimmt.
„Das Kopftuch signalisiert in besonderer Weise die eingeschränkte Ansprechbarkeit. Die Frau, die es trägt, signalisiert damit Zugehörigkeit zur eigenen Gruppe und weist tendenziell die anderen ab… Ironischerweise ist die Kleidung, die die Frau unsichtbar machen soll, besonders auffällig. Im westlichen Kontext ist die islamische Kleidung dysfunktional. Das Festhalten, (oder sollte man sagen, das Wiederaufnehmen?) dieser Tradition hat somit nur den Sinn, Distanz aufzubauen, Exklusivität herzustellen und Kommunikation zu verweigern. Die Unterbrechung des Kommunikationsflusses in einer Gesellschaft markiert den Anfang vom Ende der kulturellen Entwicklung. Stagnation wäre die Folge, Stagnation, die in der islamischen Welt seit Jahrhunderten herrscht.“
Beugt sich der Westen den Denk- und Diskussionsverboten seiner muslimischen Mitbürger, wird er selbst bald in Stagnation verfallen.
Eine Schlüsselrolle bei dieser Auseinandersetzung spielt der „Respekt“, der immer wieder für den Islam eingefordert wird.
Ein Mensch mit seinen religiösen, oder eben atheistischen Anschauungen verdient Respekt, nicht aber die von ihm vertretene Religion oder Weltanschauung. Religionen und Weltanschauungen dürfen selbstverständlich kritisch beleuchtet werden. Das gilt insbesondere für eine Religion, die eine Gefahr für Nicht- oder Andersgläubige darstellen könnte.
Der Koran ist voll von „ätzenden Schmähungen, ausgreifenden Rundumschlägen und stereotypen Wiederholungen immer gleicher Beschuldigungen des Unglaubens.“
Problematisch ist, dass der Koran keine Unterscheidung macht zwischen der Lehre und der Person, er bekämpft also nicht nur den Unglauben, sondern die Ungläubigen.
Auch gibt es die Auffassung, dass jedes Territorium, das von Muslimen bewohnt wird, unter islamischem Recht steht und der Zugang von Andersgläubigen reglementiert werden muss. Inzwischen gibt es in Europa immer mehr Gebiete, wo die Scharia Anwendung findet. Die Forderung französischer Muslime, getrennte Toiletten für ihren Nachwuchs in Schulen und Kindergärten zu bekommen, zeigt, dass nicht nur bestimmte Speisen als „unrein“ empfunden werden, sondern auch Menschen. Wo aber „Unreinheit“ gedacht wird, ist die Konsequenz Säuberung nicht fern.
Es ist ein entscheidender Unterschied, ob man nur Speisen, oder auch Menschen als unrein empfindet, ob man eine Lehre bekämpft, oder ihre Anhänger.
Wer den Islamismus bekämpfen will, muss auch einen kritischen Blick auf die Religion werfen, auf die sich die Gotteskrieger beziehen. Die Formel der Islamismus hätte nichts mit dem Islam zu tun, wird durch immer häufiger werdende Wiederholung nicht richtiger.
Ich habe meine Berichte über Kösters Buch mit dem Referieren der These begonnen, dass der wahre Text des Korans noch unter seiner syrisch-aramäischen Wort- Bedeutung verborgen sein könnte. Vielleicht ist der Islam ja wirklich die Religion des Friedens. Aber der Beweis dafür muss noch ans Licht geholt werden.