Jamaika und das letzte Hemd

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Nach Karl Marx wiederholen sich alle historischen Ereignisse zwei mal: als Tragödie und als Farce. Das „historische Projekt“ (Christian Lindner) Jamaika-Koalition startete als Farce und droht, wenn es zusammengezwungen wird, zur Tragödie für unser Land zu werden. Dass bei Regierungsverhandlungen getrickst und gelogen wird, um die Wähler zu täuschen, ist man gewohnt. Aber noch nie hat es dieses ungeheure Ausmaß an plumper Rosstäuscherei gegeben, wie bei dem Schmierentheater, genannt Jamaika-Verhandlungen, das der Öffentlichkeit in den letzten Wochen zugemutet wurde.
Auf den eigentlichen Grund, warum diese „Sondierungen“ so lange aufrechterhalten werden konnten, kann nicht zu oft hingewiesen werden. Es sind mal wieder die Mainstreammedien, welche Ihrer eigentlichen Aufgabe als „vierte Gewalt“, nämlich den Möchtegern-Regierenden kritisch auf die Finger zu sehen, zum wiederholten Male nicht nachgekommen sind. Im Gegenteil. Presse, Funk und Fernsehen veranstalteten ein regelrechtes Trommelfeuer, um „Jamaika“ als alternativlos hinzustellen. Angeblich, weil die staatspolitische Verantwortung es gebiete, unbedingt eine Regierung zu bilden, auch wenn die Koalitionspartner, unter dem Druck der Wähler im Wahlkampf Positionen vertreten haben, die nicht miteinander vereinbar sind. Das betrifft die Energiefrage und die Zuwanderung.
Die Leser von Qualitätsblättern wurden mit dämlichen Spielchen abgelenkt, indem sie darüber abstimmen sollten, wer welchen Ministerposten in der „Schwampel“ (Seehofer) bekommen soll. Immerhin wurde vom FOCUS die unvorsichtige Frage gestellt, ob die Verhandlungen weiter geführt oder Neuwahlen angesetzt werden sollten. Das nicht überraschende Ergebnis war, dass sich über 70% für Neuwahlen entschieden. Das Publikum hat von der Jamaika-Hampelei sichtlich die Nase voll. Es kann keine Rede mehr davon sein, dass die Wähler die Regierungsbildung erwarteten. Sie wollen längst das Ende der Groteske.

Dabei hatten die Medien alles getan, um dem Publikum einzureden, dass es um mehr ginge, als um bloße Schaukämpfe. Die peinlichen Bilder von den Balkon-Auftritten wurden abgelöst von Fotos der Sondierer hinter den Fenstern im fünften Stock im Konrad-Adenauer-Haus, wohin sich Grüne und FDP von Merkel zitieren ließen. Die Kanzlerin wollte ihnen damit demonstrieren, wer die Chefin ist. Die peinlichen, an Kreml-Astrologie erinnernden Kommentare ,wer wem auf dem Balkon die Schulter getätschelt und wem die kalte Schulter gezeigt wurde, wurden abgelöst von dem oberpeinlichen Auftritt der neuen besten Freunde Seehofer und Kretschmann vor dem Eingang des Konrad-Adenauer-Hauses.
Ist das noch zu toppen? Ja, denn die Öffentlichkeit wurde tatsächlich damit behelligt, dass FDP-Kubicki bei der Show die Hemden ausgegangen sind und er über die Presse seine Frau aufforderte, ihm neue nach Berlin zu bringen. Die konterte via Presse, dass sie eigene Termine hätte und nicht daran dächte, ihrem Göttergatten den gewünschten Nachschub zu liefern. Was sollten uns diese Szenen einer Ehe aus dem Hause Kubicki sagen? Dass die Polit-Gladiatoren aus „staatsbürgerlicher Verantwortung“ auch mit müffelnden Hemden weiter kämpfen? Wenn das die Botschaft war, ist sie nicht angekommen, sondern hat den Überdruss der Wähler nur verstärkt.

Heute soll es nun in die letzte Runde gehen, obwohl es schon Anzeichen gibt, dass uns das Possenspiel auch nächste Woche weiter vorgesetzt wird. Seehofer, der zu gern schon wieder alle CSU-Positionen aufgegeben hätte, aber bislang von Alexander Dobrindt daran gehindert wurde, hat bereits verlauten lassen, dass es eine zweite Verlängerung geben müsse. Er ist nicht länger der starke Mann in der CSU. Da wird ihm sein Freund Kretschmann auch nicht helfen können.

Merkel ist nicht länger die mächtigste Frau der Welt, jedenfalls nicht im eigenen Laden. Die Medien munkeln, dass ihr „großes Verhandlungsgeschick“ auf internationalen Bühnen ihr helfen werde, heute das Jamaika-Wunder herbeizuführen. Die Medien übersehen dabei komplett, dass Merkels „Verhandlungsgeschick“ immer nur darin bestand, sich austricksen, über den Tisch ziehen zu lassen oder die Zustimmung mit deutschem Geld zu erkaufen. Von der „Eurorettung“ über die Griechenlandhilfe und dem schändlichen Deal mit Erdogan erstreckt sich das Versagen Merkels, das nur dank der staatsgeilen Medien als solches vertuscht wurde. Nun sind die Medienmacher dabei, ihrer eigenen Propaganda auf den Leim zu gehen.
Heute wird sich erweisen, ob die Propaganda erneut über die Realität siegt. Wenn die Koalition zustande kommt, wird sie ein Dauerbeben im Land auslösen. Die Energieversorgung wird zum Krisenfall, wenn Kohlekraftwerke den Grünen zum Fraß vorgeworfen werden. Die Sozialausgaben für die „Schutzsuchenden“ werden die Substanz weiter aushöhlen, Wohnraum immer unbezahlbarer werden, die Repressionen gegen die „die schon länger hier leben“ und die sich immer stärker der Ausplünderung widersetzen, werden zunehmen. Um die Macht zu sichern, wird die Koalition das Wahlrecht verändern, um auch Nicht-Staatsbürgern das Wählen zu gestatten, in der Hoffnung die Stimmverluste bei den Staatsbürgern mit Schutzsuchenden-Stimmen auszugleichen. In allen beteiligten Parteien sind die Überlegungen dazu bereits weit fortgeschritten.

Jamaika wird Deutschland endgültig bis zur Unkenntlichkeit verändern. Es wird das dritte totalitäre Experiment in Deutschland werden, wenn es nicht gelingt, den Exekutoren Einhalt zu gebieten.



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