Der unaufhaltsame Abstieg der Deutschen Bahn aus Sicht meiner Leser

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Zu wenigen Artikeln habe ich so viel Post erhalten, wie zu dem über meine Abenteuer mit der Deutschen Bahn. Und sie zeigt die ganze Bandbreite unserer desorientierten Gesellschaft.

Da gibt es die Zeitgenossen, die ernsthaft der Meinung sind, auch bei Benutzung der Bahn käme es auf die Haltung an. Nur Zurückgebliebene oder Bahn-Delegitimierer würden einfach loslaufen und erwarten, dass der Zug gemäß Fahrplan verkehrt. Schließlich gäbe es die Bahn-App, die man konsultieren müsse, ob und wann der gewünschte Zug fährt. Selbst schuld, wer das nicht tut.

Ich kenne diese Haltungs-Spezialisten inzwischen zur Genüge. Es gibt auch Mitmenschen in Bayern, die auf Twitter allen Ernstes behaupten, Stromabschaltungen hätten dort schon immer zum Alltag gehört, weshalb man seit ewigen Zeiten in allen Zimmern Taschenlampen, Kerzen und Streichhölzer deponiert hätte, um vorbereitet zu sein. Es dauert nicht mehr lang und es ist ein rechter Schwurbler, oder gar ein Nazi, wer darauf hinweist, dass es bis vor Kurzem eine zuverlässige Grundlast in der Stromversorgung gegeben hat, die erst durch die „Erneuerbaren“ nur noch mühsam aufrechterhalten werden kann.

Zurück zur Bahn. Über die Spitze der aktuellen Abenteuer wurde im „Schwarzwälder Boten“ berichtet.

An die vierzig Reisende strandeten auf dem Bahnhof Hausach, als der letzte Zug einfach ausfiel. Ein Grund dafür scheint nicht angegeben worden zu sein, noch scheint sich die DB um ihre Fahrgäste, die mitten in der Nacht nicht weiterkamen, gekümmert zu haben. Etwa zwanzig Glückliche konnten sich mit Hilfe von Taxis aus ihrer misslichen Lage befreien.

Um die Übrigen kümmerte sich erst die Bundespolizei, später rückten Löschfahrzeuge der Feuerwehr an, weil der Notruf missverstanden worden war. „Der unaufhaltsame Abstieg der Deutschen Bahn aus Sicht meiner Leser“ weiterlesen

Der unaufhaltsame Abstieg der Deutschen Bahn

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Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen. Das trifft besonders zu, wenn die Reise mit der Deutschen Bahn stattfinden soll. Die Zeiten, in denen die Bahn sich rühmte: „Alle reden vom Wetter, wir nicht“ und in denen man nach den Abfahrtszeiten der Züge die Uhr stellen konnte, sind lange vorbei. Inzwischen ist auch bei bestem Wetter die Bahnfahrt ein Abenteuer. Man weiß zwar genau, wo man hinwill, aber nicht, ob und wann man ankommt.

Am Mittwoch, dem 10.August wollte ich aus familiären Gründen von einer Kleinstadt in Nordthüringen nach Nürnberg fahren. Vom örtlichen Bahnhof gibt es eine stündliche Verbindung in die Landeshauptstadt Erfurt. Ich stieg froh gestimmt ein und kam problemlos bis Erfurt-Bischleben. In diesem Zug werden regelmäßig die Stationen angesagt. Ich wunderte mich, dass sich die Plätze um mich herum leerten, aber da es sich nur um zwei Passagiere handelte, wurde ich nicht stutzig. Eine aufmerksame Rucksack-Touristin machte mich darauf aufmerksam, dass ab hier Schienenersatzverkehr sei. Weder hatte es auf dem Bahnhof noch im Zug darauf einen Hinweis gegeben.

Es hätte online gestanden, informierte mich die freundliche Touristin. Aha, offenbar wird inzwischen erwartet, dass man sich vor Reiseantritt kundig macht, ob der Zug überhaupt fährt und welche Einschränkungen es gibt.

Auf dem Bahnhofsvorplatz stand zwar ein Bus, in den wir zügig einstiegen, aber der fuhr nicht gleich ab. Erst einmal wurde gemütlich gequatscht und geraucht, ehe der Fahrer und zwei Bekannte endlich einstiegen und es losging. Wir kamen zwanzig Minuten zu spät am Hauptbahnhof an. Zum Glück hatte ich laut Bahn-App 35 Minuten Zeit zum Umsteigen.

Leider ging die Anzeigetafel nicht, wie schon vor ein paar Tagen, als ich ebenfalls in Erfurt umsteigen musste. Vor den Auskunftsschaltern waren die Schlangen entsprechend lang.

Auf dem Bahnsteig wurde angezeigt, dass mein ICE nach Nürnberg Verspätung haben würde. Dafür stand ein Zug abfahrbereit, der mit 51 Minuten Verspätung angekommen war. Da ich aus Erfahrung nur Tickets buche, die ich für alle Verbindungen nutzen kann, stieg ich ein, bekam im Speisewagen, der nicht nur geöffnet war, sondern auch über das fast vollständige Sortiment verfügte, tatsächlich mein Bahn-Bonus-Freigetränk und kam sogar 10 Minuten früher in Nürnberg an. Wie schön, dass man auf einer Strecke, die stündlich befahren wird, bei Verspätungen des gewählten Zuges auf verspätete frühere Züge zurückgreifen kann.

Am nächsten Tag informierte ich mich vor Fahrtantritt, was mich in Erfurt erwarten würde. Bei allen Abfahrtszeiten der Regionalbahn nach Nordhausen stand: Halt entfällt. Wenn man weiter scrollte, stand nur etwas über die erwartete Auslastung des entfallenden Zuges und dass eine Buchung nicht möglich sei. Ich würde also in Erfurt weitersehen müssen. Eine Ausweichmöglichkeit war noch angegeben: Den Zug nach Göttingen nehmen, in Leinefelde umsteigen, bis Wolkramshausen und von dort zum Ziel. Statt der üblichen 50 Minuten sollte die Fahrt über drei Stunden dauern. Für diese Variante wäre eine Buchung zum Dreifachen des normalen Tarifs möglich gewesen, aber ehe ich in Versuchung geraten konnte, dieses Angebot anzunehmen, las ich unter „aktuelle Informationen, dass es auf dieser Strecke zu großen Verspätungen kommen könne.

Aber vorerst war mein Problem, aus Nürnberg wegzukommen. Als ich am Hauptbahnhof ankam, ging auch hier die Informationstafel nicht. Die Schlange vor dem Informationsschalter war endlos.

Auf den Gleisen, wo die ICEs Richtung Hamburg-Altona abfahren, war angezeigt, dass alle Züge aus Richtung München weit über eine Stunde Verspätung hatten. Für meinen Zug war kein Anzeigeplatz mehr vorhanden, also wurde durchgesagt, dass der 80 Minuten Verspätung habe, Grund sei eine Reparatur am Zug. Und die anderen Züge, mussten die auch alle repariert werden, oder was war da das Problem? „Der unaufhaltsame Abstieg der Deutschen Bahn“ weiterlesen

Würdelos altern – aus Solidarität und fürs Klima

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Gastautor Josef Hueber

Der Leiter eines Altenheims macht es vor, wie man den Schwächsten der Gesellschaft, den alten Menschen, deren Lebensleistung unseren Wohlstand entscheidend geprägt hat, mit Pseudomoral einen würdelosen Lebensabend beschert.

Omas und Opas Fleiß

Man kennt das: In alkoholisierter Stimmung im Bierzelt dauert es nicht lange, bis die Trinkfreudigen ins Schunkeln geraten und ihre gute Laune ungeniert in den Raum johlen. Der Refrain eines dafür bekanntes Liedes ging so: „Wir versaufen unsrer Oma ihr klein’s Häuschen, ihr klein’s Häuschen…“

Das kleine Häuschen der Oma, das in der schweren Nachkriegszeit gebaut wurde, bedeutete harte Arbeit und Verzicht. Es war Symbol einer Gesinnung in Gesellschaft und Politik, die auf Wohlstand für alle ausgerichtet war, und – ohne das Modewort zu benutzen – Nachhaltigkeit im Sinne von Altersversorgung für die arbeitende Bevölkerung und deren nachfolgende Generationen wollte. „Unsere Kinder sollen es einmal besser haben“ lautete der Cantus Firmus zu Fleiß und Sparsamkeit.

Die Rechnung ohne den Wirt

Man sollte meinen, dass sich diese Generationen dabei nicht verrechnet haben. Und wenigstens im Alter ein Leben führen können, das so etwas wie ein Mindestmaß an Dankbarkeit der Jungen für die Lebensleistung der Alten zum Ausdruck bringt.

Doch dies scheint eine fromme Täuschung gewesen zu sein. Dass in Altenheimen nicht gerade Suite de Luxe auf den Zimmerschildern steht, weiß man. Aber was sich die Heimleitung des Elmshorner Senioren- und Pflegeheims „Haus Thomsen“ ausgedacht hat, spottet nicht nur jeder Beschreibung. Es schlägt, wie man sagt, „dem Fass den Boden aus.“ „Würdelos altern – aus Solidarität und fürs Klima“ weiterlesen

Die Arroganz der Selbstbediener

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Der Fall Patrizia Schlesinger ist nur die Spitze des Eisbergs. Die zurückgetretene RBB-Intendantin repräsentiert die Haltung einer Schicht, die meint, dass sie berechtigt ist, sich auf Staats- oder in diesem Fall auf Gebührenzahlerkosten ein schönes Leben zu machen. Ohne jegliche Gewissensbisse, dafür mit der Ludwig XIV-Haltung: „L’état c’est moi“.

Manchmal ist der Staat nur ein Regionalsender, aber üppig genug mit Zwangsgebührengeld ausgestattet, dass die Intendantin ihre Luxusansprüche ausleben zu können glaubt. Parkett für etwa 17 000 €, eine Pflanzenwand für 7000 €, Sitzmöbel für weitere Tausende. Insgesamt hat der Umbau der Chefetage, den Frau Schlesinger kurz nach ihrem Amtsantritt in Auftrag gegeben hat, über 600 000€ gekostet.

Ein Vertreter des Senders entblödete sich nicht, vor der Kamera zu erklären, dies sei alles nicht nötig gewesen, sollte aber in Hinblick auf die Übernahme des ARD-Vorsitzes gemacht werden, um Besucher repräsentativ empfangen zu können.

Gab es keine Kontrolle? Doch, der Compliance-Beauftragte erhob Einwände gegen das sündhaft teure Parkett, für das auch keine weiteren Angebote eingeholt worden waren. Er wurde aber „nach Rücksprache mit Frau Schlesinger“ überstimmt.

Als Details zu Schlesingers absolutistischer Attitüde in die Öffentlichkeit drangen, reagierte sie auf Twitter am 22.07.2022:

“Wir haben eine Compliance-Beauftragte, eine Revision und ein Justitiariat, wenn man etwas zum Wohle des RBB verändern will, dann kann man sich dahin wenden. Dass man rausgeht, und dann auch noch zur Springer-Presse, fand ich bemerkenswert.”

Die Institution, die sie übergangen hat, versucht sie auch noch als Schutzschild zu benutzen.

Als immer mehr an die Öffentlichkeit kam, darunter ein Abendessen in ihrer Privatvilla auf Kosten des Senders, trat Schlesinger erst als ARD-Vorsitzende zurück, wollte aber ihren Intendantenposten behalten. Das Ganze sei schließlich eine “Diffamierung“.

Als der Rücktritt unvermeidlich wurde, vollzog Schlesinger diesen Schritt mit einer Arroganz, die sprachlos machen würde, müsste man nicht annehmen, dass sie typisch ist für das politisch-mediale Kartell.

In ihrem Schreiben an den Rundfunkrat des RBB heißt es, dass Sie ihren Rücktritt gemäß §8 Ziffer3 lit.b ihres Dienstvertrages „unter Beachtung einer Ankündigungsfrist von sechs Monaten“ zum 28.Februar 2023 vollzieht. Sie wäre bereit, diese Frist zu verkürzen, „wenn sichergestellt ist, dass es sich um einen vertraglichen Verzicht im Sinne von §8 Ziffer3 lit.b“ handelt. Mit anderen Worten, Schlesinger verlangt bis Ende Februar nächsten Jahres volles Gehalt, das sie sich erst kürzlich unverschämt erhöhen ließ, oder eine entsprechende Abfindung, die nicht viel niedriger ausfallen dürfte. Ralf Schuler sprach in BILD-TV von 1,2 Millionen Euro. Das heißt, von Einsicht oder gar Reue keine Spur. Nun ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen Untreue und Vorteilsnahme. „Die Arroganz der Selbstbediener“ weiterlesen

Von der Gasumlage und anderen Angriffen

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In allen staatsnahen Medien läuft die Angstpropaganda auf Hochtouren. Uns stünde ein harter Herbst und Winter bevor, die Bevölkerung müsse nach neuesten Meldungen, diesmal von einem Herrn Müller, Chef der Bundesnetzagentur, mindestens 20% Gas sparen, um ernsten Problemen im Winter zu entgehen. Vorher hatte Minister Habeck von 14-15% nötigen Einsparungen gesprochen. Kaum hatten viele Landsleute von den Gasproblemen gehört, deckten sie sich mit stromfressenden Heizlüftern ein. Schließlich hatten honorige Politiker wie Ministerpräsident Kretschmann, ehemals Maoist, und Außenministerin Baerbock, im Nebenberuf Lebenslauf-Optimiererin verkündet, wir hätten ein Gas- und kein Stromproblem. Auch die gewichtigste Grünenchefin aller Zeiten, Ricarda Lang, blies in dieses Horn und ergänzte, man hätte andere Alternativen, als die restlichen Atomkraftwerke länger laufen zu lassen. Dass 4 AKWs 4.285 MW Grundleistung produzieren, also erheblich dazu beitragen unser instabil gewordenes Stromnetz mit Grundlast zu versorgen und es so vor dem Kollaps zu bewahren, spielt in den höheren Sphären, in denen sich unsere Politiker bewegen, keine Rolle. Auch dass 8.570 Windräder benötigt würden, um die Kernkraftwerke nach ihrer Abschaltung zu ersetzen, dies aber nur könnten, wenn der Wind stetig kräftig wehen würde, spielt in den Überlegungen derer, die uns pausenlos mit neuen Vorschriften und Einschränkungen überschütten, keine Rolle. Sie denken lieber darüber nach, was sie uns noch zumuten können. Herr Müller von der Netzagentur meint, die neu gekauften Heizlüfter dürften nicht in Betrieb genommen werden. Abgesehen davon, dass die Heizung mit diesen Dingern doppelt so teuer sein würde, wie mit dem enorm verteuerten Gas, besteht die Gefahr der Netzüberlastung. Deshalb gibt es schon Überlegungen, das Heizen bestimmter Räume zu verbieten.

Wozu muss ein Schlafzimmer warm sein? Das ist doch sogar ungesund. Und aus eigener Erfahrung in Kindheit und Jugend weiß ich, dass man auch in eiskalten Schlafzimmern überleben kann, vorausgesetzt das Federbett ist dick genug. Nur Weicheier wie ich haben vor dem Schlafengehen eine Wärmflasche unter die Decke gelegt, um die Unanehmlichkeit, sich in ein eiskaltes Bett legen zu müssen, das man nur mit seiner Körperwärme auf erträgliche Temperaturen bringen kann, etwas abzumildern. An Schlafstörungen damals kann ich mich nicht erinnern. Die scheinen eher ein Problem der mit warmen Schlafzimmern verzärtelten Generationen zu sein.

Die Heizlüfter-Besitzer müssen sich fragen, ob es wirklich eine gute Idee ist, das Denken denen da oben zu überlassen und zu glauben, dass die es schon gut mit uns meinen. Die denken gar nicht daran, sich um die Sorgen ihrer Wähler zu kümmern. Davon zeugt die absurde Idee einer Gasumlage zum Wohle der Energielieferanten.

Diese Gasumlage, nichts anderes als eine neue Steuer, wurde von der Ampel-regierung im Umlaufverfahren beschlossen. Man hielt es, so weit ist die Arroganz der Macht schon gediehen, nicht für nötig, sich zu treffen und so eine einschneidende Maßnahme zu diskutieren, geschweige denn ihre möglichen Folgen abzuschätzen. Man hat es sich ja in Corona-Zeiten angewöhnt, einfach etwas zu beschließen, anschließend nicht zu kontrollieren, wie der Beschluss wirkt, ob er bewirkt, was man sich von ihn erhoffte, oder ob die Nebenwirkungen fataler sind als der Missstand, den man bekämpfen wollte. Eine Diskussion darüber zu entfachen, ob die neue Steuer noch mit einer Mehrwertsteuer gekrönt werden soll, ist ein Täuschungsmanöver. Am Ende sollen alle erleichtert sein, dass die Mehrwertsteuer nicht kommt und keine Fragen zur Sinnhaftigkeit der Gasumlage stellen. „Von der Gasumlage und anderen Angriffen“ weiterlesen

Glosse zur Sparwut: Mit Schnippchen ein Schnäppchen machen

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Von Gastautor Steffen Meltzer

Politiker, Medien und gute Mitbürger überschlagen sich zurzeit mit Sparvorschlägen. Unser Leben wird zunehmend eingeengt. Es besteht zum Beispiel nur noch die Chance, an Corona oder dem Klimawandel zu sterben. Der natürliche Tod wurde per Glaubenserlass von ganz oben abgeschafft, ebenso wie die zwei biologischen Geschlechter. Deshalb ein Vorschlag zur Einsparung von Wasser, Energie u. a. überlebenswichtigen Menschheitsressourcen:

Machen wir es kurz: Das gute alte Plumpsklo muss wieder eingeführt werden. Leben wie zu Omas Zeiten wird chic und modern! Um die Leute noch etwas mehr zu beschäftigen, soll das nach Bioexkrementen geruchsintensive Trockenklo (mit Holzdeckel, Handknauf und Jauchegrube) direkt eine Treppe tiefer eingebaut werden. Wer ein unsolidarisches Haus sein Eigen nennt, muss dabei über den unbeleuchteten (Strom sparen!) Hof gehen, selbstverständlich auch zur Nachtzeit. Der Lokus wird outgesourct, ähnlich der Politik, bei dem anrüchige Lobbyisten die Entscheidungen treffen.

Wichtig ist, dass auf diesem Abort kein elektrisches Licht eingeschaltet werden kann. Kerzen oder Öllampen sind ausreichend und voll im Biotrend. Abgegebene Winde (bestehen aus 65 Prozent Stickstoff, 20 Prozent Wasserstoff, zehn Prozent Kohlendioxid, drei Prozent Methan) sind über ein mechanisiertes System, das an einen externen Dieselgenerator angeschlossen ist (wichtig, falls wieder einmal der Strom ausfällt), aufzufangen und vorzugsweise mit dem SUV oder Porsche aus der Tiefgarage zur Sammelstelle zu bringen. Sie werden als Ersatz für das nicht gelieferte Erdgas in den Wirtschaftskreislauf eingespeist. Niemand muss wegen seines schicken Transportfahrzeuges dabei ein schlechtes Gewissen haben. Die Doppelmoral ist ohnehin schon längst zur vorherrschenden Lebensweise geworden.

Das neue Gemeinschaftsgefühl

Somit schafft es Deutschland Unmengen an Wasser zu sparen, das wertvolle Nass benötigt zum Beispiel Elon Musk für seine neue Teslafabrik in Brandenburg. Die hat allein den Verbrauch einer Stadt, ja die erneuerbaren Energien sind uns lieb und teuer. Auf die Natur kann dabei keine Rücksicht genommen werden.

Gleichzeitig treten wir durch das neue Dunkeldeutschland auf den hiesigen Latrinen dem Klimawandel entschieden entgegen. Dieses Gemeinschaftsgefühl schweißt zusammen, denn alle, die mitmachen gehören zu den Guten. Ein tolles Gefühl! Um sich als Gleichgesinnte untereinander zu erkennen und Mut zuzusprechen, wird in den unsozialen „Sozialen Netzwerken“ das eigene Porträtfoto mit den Initialen: „Ich benutze ein Plumpsklo“ als Vorlage angeboten. Begeisterung macht sich breit.

Geiz ist geil

Das war aber noch nicht alles an den Einsparungsmöglichkeiten: Dem tonnenweisen Import von Toilettenpapier schlagen wir ein lachendes Schnippchen. Die einheimische Produktion können wir getrost einstellen. Das ehemals dekadent-luxuriöse Abwischpapier, des Deutschen beliebtestes Statussymbol im Supermarkt, ist damit im Zeichen des gesamtgesellschaftlichen Fortschritts, ein antiquiertes Auslaufmodell. Als Toilettenpapier soll zukünftig wieder wie einst, die Tageszeitung genutzt werden. Hier kommt es nicht darauf an, ob die nachhaltige Nutzung vor oder nach dem Lesen erfolgt. Wichtig wäre ohnehin nur, was nicht gedruckt wurde und das ist eine ganze Menge. Wer das Abo seines Lokalblattes aus verständlichen Gründen schon längst gekündigt hat, besorgt sich ein 14-Tage Print-Abonnement der Lokalpresse oder nutzt die Werbeflyer aus dem Briefkasten. Die kosten nix! „Glosse zur Sparwut: Mit Schnippchen ein Schnäppchen machen“ weiterlesen

Eine Sekunde

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Dieser chinesische Film hätte aus mehreren Gründen eine große Bühne verdient. Aber er wird nur in kleinen Kinos, meist nachmittags, gezeigt und der Saal ist fast leer. Bei der Vorstellung gestern in den Hackeschen Höfen waren außer mir nur drei Zuschauer anwesend.

Dabei ist über dieses Werk viel geschrieben und spekuliert worden. Er sollte auf der „Berlinale“ 2019 gezeigt werden, wurde aber nur vier Tage vor der Aufführung aus „technischen Gründen“ zurückgezogen. Die französische Jurypräsidentin Juliettte Binoche bedauerte bei der abschließenden Preisverleihung im Namen der gesamten Jury, dass der Film nicht gezeigt werden konnte, vermied aber direkte Kritik an der chinesischen Regierung. Ein im Westen nur zu übliches Vorgehen.

„Zhang war eine wichtige Stimme im internationalen Kino. Wir brauchen Künstler, die uns helfen, die Geschichte zu verstehen […] Wir hoffen, dass dieser Film bald auf der ganzen Welt zu sehen sein wird.“

Inzwischen ist der Film zu sehen und er trägt sehr viel zur Aufklärung über die Geschichte der Mao-Diktatur bei, obwohl er offensichtlich entschärft werden musste. Die Film-Crew kehrte an den Drehort zurück und mehrere Szenen wurden neu gedreht. Andere wurden umgeschnitten. Was übrig blieb, ist eindrucksvoll genug.

Gezeigt wird die Geschichte eines aus der Lagerhaft geflohenen politischen Gefangenen der Kulturrevolution, der sich unter Lebensgefahr durch die Wüste Gobi schlägt, um in einem Oasendorf an einer Filmvorführung teilzunehmen. Sein Interesse gilt aber nicht dem propagandistischen Hauptfilm, sondern der Wochenschau 22, in der seine 14jährige Tochter, die er seit sechs Jahren nicht gesehen hat, zu sehen sein soll.

Schon der Filmbeginn ist grandios:

Es wütet ein furchtbarer Sandsturm. Der Himmel verdüstert sich, der Wind treibt den Flüchtling vor sich her, es herrscht ohrenbetäubender Lärm. Es sind stürmische Zeiten voller Gewalt. Dieser Sturm sagt mehr, als es Bilder aus dem Lager könnten. Er symbolisiert den einsamen Kampf gegen eine scheinbar unbezwingliche Übermacht. Diese Szene ist existenziell und zeugt von der souveränen ästhetischen Meisterschaft des Regisseurs Zhang Yimou, einem der ganz Großen des chinesischen Films. Im Film erzählen Farbe, Licht und Bildkomposition eine komplexere Geschichte als der vergleichsweise schlichte Plot um eine gestohlene Filmrolle. „Eine Sekunde“ weiterlesen

Die Rolle des politisch gewollten Totholzes bei den aktuellen Waldbränden

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In meinem Artikel “Im Irrenhaus sitzt der Letzte im Dunklen” habe ich auf die fatale grüne Idee hingewiesen in zu schaffenden “Waldwildnissen” auf zwei Prozent der Landesfläche und in Nationalparks kein Holz mehr entfernen zu dürfen. Das nicht entfernte Totholz brennt in der Trockenheit wie Zunder und ist für die verheerenden Schäden u.a. im Nationalpark Sächsische  Schweiz und im Nationalpark Harz rings um den Brocken verantwortlich. Es hat nicht an Warnungen von Fachleuten gefehlt, aber die Politik hat sich entschieden, nicht hinzuhören. Der Brief meines Lesers Hans Heydrich an die Leitung des Nationalparks Sächsische Schweiz ist ein Beispiel, das ich hier dokumentiere:

Sehr geehrte Frau Lengsfeld,

Sie schreiben dankenswerter Weise über die katastrophalen Folgen, die durch das ideologisch gesteuerte Totholberäumungsverbot entstanden sind.

Hier in der Sächsischen Schweiz tritt das besonders krass zutage.

Die Nationalparkverwaltung hat grüner Ideologie folgend die Maxime „Natur Natur sein lassen“ ausgegeben und verhindert fast alle Waldpflegearbeiten im Nationalpark. Nun ist aber eine von Menschen angepflanzte Fichten-Monokultur keine „Natur“, die man sich selbst überlassen kann.

Man hat es – wie jetzt zu erleben – doch getan. Mit katastrophalen Folgen:

Es wurde nichts gegen die sich massenhaft vermehrenden Borkenkäfer getan, so dass Fichtenbestände großflächig abstarben.

Die Fortsetzung stammt aus einer Mail, die ich im April 2021 an die Nationalparkverwaltung schickte:

In weiten Teilen besonders der Hinteren Sächsischen Schweiz stürzen die abgestorbenen Fichten großflächig um, liegen wie Mikadostäbe kreuz und quer und bilden mitsamt ihrem Astwerk ein undurchdringliches Dickicht.

Wenn in den nächsten Sommern eine langanhaltende Hitze- und Trockenperiode kommt, fehlt nur noch ein Blitz, eine halb mit Wasser gefüllte Glasflasche oder das Feuerzeug eines Idioten und der riesige Zunderhaufen brennt lichterloh.

Keine Macht der Welt wird dieses Feuer löschen können. Das Gelände ist allenfalls mit Panzern befahrbar und Löschflugzeuge gibt es in Deutschland keine.

Was wird nach diesem Brand übrigbleiben? Eine kahle, schwarze Felslandschaft mit etlichen durch die Hitze ausgelösten Felsstürzen, keinen Pflanzen und Tieren mehr und eine total zerstörte Infrastruktur (Hütten, Stiegen, Wegweiser, vielleicht sogar ausgeglühte Ringe und Abseilösen).

Die Wahrscheinlichkeit für das Eintreten dieses Horrorszenarios liegt nach meiner Einschätzung weit über 50 %.

Ich sehe im Moment keine Möglichkeit, gegenzusteuern. Oder kann man da doch etwas tun?

Auf diese Mail habe ich keine Antwort bekommen. Nun ist es so weit, dass sich leider meine Vorhersagen erfüllen.

Man sollte die Verantwortlichen der Nationalparkverwaltung vor Gericht stellen und wegen „Herbeiführen einer Brandgefahr“ lt. Strafgesetzbuch § 306f anklagen.

Mit freundlichen Grüßen

Hans Heydrich

Dresden

Gray man oder graue Maus?

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Gestern Abend war ich zu träge, „The Trial of Socrates“ von I.F.Stone, ein philosophischer Politthriller, weiterzulesen, also schaltete ich nach längerer Zeit mal wieder den Fernseher an. Die öffentlich-rechtlichen Sender ignoriere ich schon lange, also bleibt Netflix. Beim Durchzappen blieb ich an „Gray Man“ hängen. Angeblich die teuerste Netflix-Produktion aller Zeiten, Nummer eins in dutzenden Ländern, prominnet in Deutschland. Warum nicht einmal ansehen, was die Zeitgenossen bevorzugen?

Szene eins spielt in Floridas Hochsicherheitsgefängnis. Ein junger Brudermörder sitzt einem CIA-Agenten gegenüber, der ihm anbietet, ihn sofort aus dem Gefängnis herauszuholen, wenn er sich von der CIA als Spezial-Killer ausbilden lässt und der Agency lebenslang dient. Der Gefangene, dessen Ähnlichkeit mit Ryan Gosling mich verblüffte, konterte mit der Frage, woher der CIA-Mann wisse, dass er je wieder töten wolle. Das sähe er ihm an, war die Antwort.

Achtzehn Jahre später sehen wir den Killer, der inzwischen 6 heißt, in Bangkok, wo er mitten in einer Party einen angeblichen Hochverräter beseitigen soll. Das klappt nicht gleich, weil ein Kind in der Schusslinie steht, das der Killer zur großen Verärgerung des Chefs in der Zentrale, Charmichael (Regé-Jean Page), nicht umbringen will. Da weiß man schon, wer der eigentliche Böse ist.

Es beginnt eine Massenschlägerei, an der sich auch die überaus attraktive CIA-Überwacherin (Ana de Armas) vor Ort beteiligt. Am Ende stehen sich 6 und der Hochverräter allein gegenüber. Letzterer outet sich als Mitglied 5 der „Sierra Group“, der auch 6 angehört. „Das wird Dich nicht davon abhalten, mich zu töten“. „Ich glaube nicht“. Diesem an Banalität kaum zu übertreffenden Dialog folgt der finale Kampf, der mit dem Sterben von 5 endet. Vor dem Tod übergibt 5 seinem Mörder ein Amulett und drängt ihn, sich anzusehen, was es enthält. Was ihn bewegt anzunehmen, dass 6 das tun wird, bleibt offen. Die schöne Agentin erscheint auf der Bildfläche, 6 tritt ab. Bei der Durchsuchung von 5 stellt sich heraus, dass das Gesuchte nicht mehr da ist.

Ab sofort wird die Jagd auf 6 eröffnet. Zum Jäger wurde der freischaffende Killer und Folterer Loyd Hansen erkoren, der von der CIA wegen seiner unkontrollierbaren Brutalität gefeuert wurde. Moment mal, der sieht ja aus wie der Klasse-Schauspieler Chris Evans? Was hat der in dieser Klamotte zu suchen?

Fitzroy, der Ausbilder der Sierra-Gruppe (Billy Bob Thornton) ist pensioniert und sitzt merkwürdigerweise in Baku (Aserbaidschan) mit seiner herzkranken Nichte Claire (Julia Butters), die von Loyd Hansen aber bereits entführt worden ist, während Fitzroy einen alten Kumpel beerdigte. Es folgen ein spektakulärer Flugzeugabsurz mit 6 als einzigem Überklebenden, Explosionen und Schießereien in Wien und Prag, die 6 und die mit ihm mittlerweile verbündete attraktive Agentin fast ohne Kratzer überstehen. Allerdings ist 6 das Amulett beim Kampf gegen einen tamilischen Freelancer aus der Hansen-Truppe abhandengekommen. Bleibt nur noch, die entführte Nichte zu befreien. „Gray man oder graue Maus?“ weiterlesen

Im Irrenhaus sitzt der Letzte im Dunkeln

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Dass Deutschland, wenn es ein Dach hätte, eine geschlossene Anstalt wäre, hat Henryk Broder schon vor Jahren gesagt, zu einer Zeit, in der es aus heutiger Sicht noch halbwegs normal zuging. Inzwischen prägt Irrationalität in einem Maße unseren Alltag, das wir vor am Anfang der 20er Jahre noch für unmöglich gehalten haben.

Das erläutere ich gern an drei Beispielen.

1. Impfpflicht

Man muss immer wieder daran erinnern, dass bisher alle Impfungen mit Vakzinen erfolgt sind, die nur eine Notfallzulassung haben. Meines Wissens gibt es bis heute keinen regulär zugelassenen Impfstoff gegen Covid19. Die Pandemie ist längst endemisch geworden, inzwischen kommt der Verdacht auf, die Nebenwirkungen richteten mehr Schaden an, als die Impfung noch Nutzen bringt. Während über Ersteres nach wie vor geschwiegen wird, obwohl es bei 1 von 5000 Impfdosen eintrifft, wird Zweiteres nun sogar von der Deutsche Krankenhausgesellschaft diskutiert. Sie sprach sich am Mittwoch, dem 27. Juli überraschend deutlich für das Ende dieser Teil-Impfpflicht aus. “Sie weiterzuführen, ist nach jetzigen Erkenntnissen weder sinnvoll noch vermittelbar”, so die stellvertretende Vorstandsvorsitzende Henriette Neumeyer gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Die Krankenhausgesellschaft hatte sich bisher stets für eine Impfpflicht stark gemacht.

Zwei Fakten spielten bei der Kehrtwende wohl eine Rolle: Erstens schützen Impfungen nicht vor Erkrankung und auch nicht davor, Mitmenschen anzustecken. Zweitens hätte die rigorose Durchsetzung einer einrichtungsbezogenen Impfpflicht einen dramatischen Pflegenotstand zur Folge. So versucht man das Verbot, mit alten und kranken Menschen Kontakt zu haben und nicht gegen das Coronavirus geimpft zu sein, das in Deutschland seit viereinhalb Monaten herrscht, irgendwie zu umgehen. Damit werden aber genau genommen alle kriminell, die sich nicht an das Verbot halten, Beschäftigte, wie Einrichtungen. Das ist ein absurder Zustand, den die Krankenhausgesellschaft zu Recht beenden möchte.

Auch Politiker sprechen sich für ein Ende aus, so der NRW- Gesundheitsminister Karl Josef Laumann „[…] der Bundesgesetzgeber sollte die einrichtungsbezogene Impfpflicht dringend auf den Prüfstand stellen.” Laumann fordert also, über ein vorzeitiges Ende nachzudenken. Bislang ist die Impfpflicht bis zum Jahresende vorgesehen und fällt ab Januar 2023 automatisch weg. Eine Verlängerung hält Laumann “nicht für sinnvoll“.

Fast zeitgleich von diesem Abrücken hatten die thüringische Gesundheitsministerin Werner und das Freie Wort Suhl noch eine Kampagne gegen hunderte Ärzte und Pflegekräfte gestartet, die sich in einem Offenen Brief mit ähnlichen Argumenten wie Laumann für eine Beendigung eingesetzt hatten. Ist Minister Laumann aus Sicht von Werner und Ermert vom Freien Wort auch ein Verschwörungstheoretiker?

Natürlich hält Gesundheitsminister Lauterbach dagegen. Seine Meinung habe sich nicht geändert, teilt eine seiner Sprecherinnen mit. Die Impfpflicht wird trotzdem fallen, es wird wegen Lauterbachs Uneinsichtigkeit nur länger dauern. Es gibt in Deutschland kaum eine Möglichkeit, politische Fehlentscheidungen schnell zu korrigieren. „Im Irrenhaus sitzt der Letzte im Dunkeln“ weiterlesen