Vor 50 Jahren, im Dezember 1972, war zum letzten Mal ein Mensch auf dem Mond, und wie die anderen elf vor ihm war auch er weiß und männlich. Jetzt soll dieser Fauxpas historischer Tragweite korrigiert werden. Wird der Mond also endlich woke?
Von Gastautor Hans Hofmann-Reinecke
Der Magnetismus der Zielsetzung
Es war nicht zu erwarten, dass ein Programm der NASA jemals wieder nur annähernd so spektakulär würde, wie die erste Mondlandung es war. Die grandiose Zielsetzung des Apollo Programms, vom charismatischen Präsidenten Kennedy klar formuliert, war ein unwiderstehlicher Magnet, der alle Beteiligten über sich hinauswachsen ließ. „Failure is not an option“ war mehr als ein guter Slogan, es war die gelebte Einstellung zur Arbeit.
Den nachfolgenden Projekten fehlte diese Magie. Sie entstanden eher aus der Überlegung, welche neuen Aufgaben man einer so bewährten und hochkarätigen Organisation jetzt stellen könnte. Dieser Wandel brachte es mit sich, dass die Dominanz von Wissenschaft und Technik durch Interessen der Politik verdrängt wurde. Und es ist wahrscheinlich, dass genau das die Ursache für die Tragödien der Shuttles Challenger und Columbia war. Im Zwiespalt zwischen politischem Opportunismus und der harten Realität wurde die professionelle Ethik der Ingenieure in den Hintergrund gedrängt. Aber die Natur lässt sich nicht zum Narren halten, und so musste sehr teures Lehrgeld bezahlt werden.
Es ist keine Frage, dass auch während der 50 Jahre seit Apollo von der NASA phantastische Erfolge erzielt wurden, die den Ingenieuren und Wissenschaftlern zu hohem Ruhm gereichen. Insbesondere die beiden Teleskope „Hubble“ und „James Webb“ haben der Astronomie ungeahnte Erkenntnisse ermöglicht, welche die wissenschaftliche Bedeutung der Mondlandung vielleicht sogar in den Schatten stellen. Und auch die Konstruktion der Shuttles selbst war eine technische Meisterleistung. Aber keines der Projekte kam an Apollo heran.
Die Göttin der Jagd
Nehmen wir nun das aktuelle Flaggschiff der NASA unter die Lupe und versuchen wir zu analysieren, ob hier Wissenschaft und Technik federführend sind – oder andere Kräfte. Es geht um das Programm namens Artemis. Sie, die Göttin der Jagd und der Natur, ist Zwillingsschwester von Apollo, und sie soll nun die Patzer ihres Bruders wieder gut machen.
Das verrät uns die Artemis-Website bereits im ersten Satz: “With Artemis missions, NASA will land the first woman and first person of colour on the Moon, using innovative technologies to explore more of the lunar surface than ever before. (Mit der Artemis-Missionen wird NASA die erste Frau und die erste farbige Person auf dem Mond landen und dabei innovative Technologien einsetzen, um mehr von der Mondoberfläche zu erforschen als je zuvor.)“
Lassen Sie uns die Frage nach der Sinnhaftigkeit dieses Ziels für einen Moment zurückstellen und betrachten erst einmal die logistische Seite des Vorhabens. „Artemis: Der Mond wird woke“ weiterlesen