Sind wir im falschen Film oder in der Realität? (Teil 1)

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Von Gastautor Annette Heinisch

“She did it again” – das ist der Titel der neuen Staffel der beliebten Actionserie „Mutti rettet die Welt“. Das ist so etwas wie „Hanni und Nanni“ für Junggebliebene, aber eher im polit – action – Bereich angesiedelt. Dabei werden die Menschen sozusagen von Katastrophen regiert. Das läuft abwechselnd mit den verschiedenen Remakes von „Robin Hood“, bei denen Mutti den Reichen, also uns, das Geld nimmt und es den Armen, also allen anderen, gibt. Das kann man auch miteinander verkoppeln: Erst rettet Mutti irgendwelche armen Opfer, die sie dann mit milden Gaben überschüttet. Daraus kann man unzählige Filme machen!

Bei der ersten Staffel der Katastrophenserie musste Mutti die deutschen Banken retten, damit die Bürger noch Geld hatten. In der zweiten Staffel rettete sie Griechenland (und die französischen Banken), damit Europa nicht auseinanderbricht mit angeblich schrecklichen Folgen. Dies lief unter dem Titel „Euro – Rettung“, Untertitel „Scheitert der Euro, dann scheitert Europa“, untermalt mit Bildern von Kriegsgräbern. Dabei spendete Mutti nicht nur Trost, sondern vor allem viel Geld. Danach nahm die Serie Fahrt auf, eine Naturkatastrophe in Japan diente als Vorlage für das Drehbuch der nächsten Staffel: Mutti rettet Deutschland vor Seebeben, Tsunamis und dem sicheren Atomtod. Das war wirklich super! Nach diesem Kassenschlager ging es bei den folgenden Staffeln zunehmend in Richtung James Bond, nur ohne die optischen Reize. Rettung der Menschheit und des Planeten war angesagt: „The world is not enough“. Die Staffel „Mutti rettet die Menschheit“, bei der Millionen verzweifelte Menschen ins gelobte Land strömten, das umtost von den Stürmen der Zeit und der Politik der einzige sichere Ort auf der Welt scheint, sozusagen das Paradies, wo Milch und Honig, sprich Sozialleistungen, fließen. Das kam bei den Kritikern super an, leider blieb das Publikum eher skeptisch. Auch die Sender anderer Länder wollten die Staffel nicht kaufen, trotz toller Spezialeffekte blieb sie ein Ladenhüter. Die Staffel „Mutti rettet das Klima“ kam da weltweit besser an, richtete sich speziell an ein sehr junges, sich hipp und urban fühlendes Publikum. Die Kritiker und Kinder waren durchweg begeistert, leider fehlten aber wieder die Großabnehmer wie die USA und China.

Zwischendurch gab es kleinere Ableger des Rettungsthemas, spin – offs wie bei CSI oder NCIS: Migranten müssen vor Deutschen geschützt werden, Frauen müssen vor der Sprache und Männern, alle vor weißen, alten Männern geschützt werden, Universitäten vor freien Diskussionen und vor Wissenschaft, Provinzen vor demokratisch gewählten liberalen Ministerpräsidenten – da gibt es nahezu unendliche Möglichkeiten, die Opferrolle zu besetzen und daraus ein Drehbuch zu machen. Bei dem letzten Ableger, als Mutti aus Afrika die deutsche Demokratie lenken musste, um den Richtigen ins Amt zu bekommen – hat die Kritiker übrigens begeistert – sah man schon langsam im Hintergrund düstere Wolken aufziehen: Viren verdunkelten den Horizont, Militärkolonnen brachten in dunkler Nacht Särge weg. Gruselig! In der aktuellen Staffel sah man, wie Mutti munter ihr Brett sattelt und die Viren – Welle reitet. Erst gab es ein spannendes Wettrennen mit Rivalen, sie lag zurück, aber kurz vor knapp schaffte sie es noch. Oder besser gesagt: Kurz vor Kurz, denn der und Söder waren glatt dabei, ihr die Show zu stehlen. Aber gemach, so ein altes Schlachtross gibt doch nicht kampflos auf.

Mutti schloss Deutschland rigoros, allerdings waren die Schließungen nicht ganz so rigoros wie in anderen Ländern, denn immerhin sollte nicht die ganze Wirtschaft stillgelegt werden. Irgendwoher müssen schließlich die Gelder kommen, die Mutti an Bedürftige verteilt. Die Kritiker jubeln, weltweit wird Mutti in dieser Rolle gefeiert, auch das Publikum ist diesmal angetan. Wie eine Glucke die Küken um sich schart – oder Putin seine Gouverneure – zitiert Mutti die Provinzfürsten zu sich, um ihnen Anweisungen zu erteilen.

Ende erster Teil des Films!



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