Neuerscheinung

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konservativ?!
Miniaturen aus Kultur, Politik und Wissenschaft

In dem heute erscheinenden Essayband des Herausgebers Michael Kühnlein bin ich mit dem Beitrag “Utopisten versus Realisten” vertreten.

Kühnlein_konservativ_2Seiter.pdf

Aus der Einleitung des Herausgebers

Zu Beginn eine – vielleicht nötige – Klarstellung: Die Idee zu dem vorliegenden Essayband ist nicht aus Sendungsgier, sondern aus Überdruss entstanden – aus Überdruss an den vielen Lagerdebatten, die um den Begriff des Konservativen kreisen und die ihn als semantisch willfähriges Unterscheidungsmerkmal von Freund und Feind in der ge-sichtslosen Menge der guten Absichten polemisch-einfallslos gebrauchen: Denn je nach politisch-moralischer Couleur wird er in den maßgeblichen Arenen der Öffentlichkeit entweder als Brandzeichen für die Ewiggestrigen oder aber als Schutzzeichen jener Heimatgetreuen verwendet, die es sich im »Grand Hotel Abgrund« (Georg Lukács) bequem gemacht haben. Doch in der politischen Zuschreibung einer vermuteten Gesinnung geht der Begriff des Konservativen nicht auf. Er ist mehr als nur ein Kampfbegriff, er verweist auch auf eine lebensgesättigte Erdung in unseren Biographien. Denn könnte jemand sein Leben überhaupt verstehen, ohne es in seinen besten Intentionen nicht auch als konservativ zu begreifen? Man muss hier nicht extra auf Hegels Identitätsdenken zurückgreifen, um anzuerkennen, dass wir das Konservative nicht wie einen abgelegten Hut hinter uns lassen können, wenn wir uns als selbstbewusste, denkende Wesen begreifen. Doch diese narrative Selbstverständlichkeit ist in den polemisch aufgeheizten Migrations- und Integrationsdebatten abhandengekommen.
Kaum ein Begriff mobilisiert die Debatten gegenwärtig mehr als der Begriff des Konservativen, weil man hinter ihm primär immer die Reaktion vermutet (deshalb bleibt das progressive Denken immer so schön unverdächtig). Aber einerlei, ob man sich nun mit ihm positioniert oder gegen ihn – er lässt niemanden kalt. Deshalb taucht dieser Essayband auch tief in die leidenschaftlichen Erfahrungswelten von Schriftstellern, Politikern und Wissenschaftlern ein und versammelt ihre persönlichen (und nicht immer konservativen) Geschichten; Geschichten, die sich vielleicht nur abseits von der großen Öffentlichkeit so kunstvoll-diskret erzählen lassen, wie das hier geschieht. Herausgekommen sind literarische Vignetten – mal berührend und witzig, mal polemisch und pointierend, immer aber auch lehrreich und klug –, welche deutlich machen, dass die Frage nach dem Konservativen nicht die eine gute, sondern viele gute Geschichten verlangt. Alle hier versammelten Essays sind deshalb von politisch-moralischen Identitätsbekundungen weit entfernt. Sie gleichen einzelnen Fenstern, durch die man aus unterschiedlichen Lagen und Höhen einen Blick in die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des Konservativen zu erhaschen versucht.

Entsprechend wurden die Autorinnen und Autoren auch nicht mit der Maßgabe eingeladen, eine ›konservative‹ Programmatik zu entwickeln – angesichts der ideengeschichtlichen Wandelbarkeit dieses Begriffs wäre das auch schlichtweg traditionsvergessen gewesen; vielmehr war die Einladung mit dem Angebot verbunden, einmal ›barrierefrei‹ und ohne ideologisches Marschgepäck in freier, spielerischer Assoziation bei den ›konservativen‹ Halte- und Tragekräften der je eigenen Biographie zu verweilen. Insofern handeln die hier versammelten Essays allesamt von Innenansichten im Miniaturformat; es geht um persönliche Stories, um politische und moralische, historische und philosophische Begebenheiten, die sich dem Begriff des Konservativen mal näher, mal ferner verwandt fühlen, immer aber dessen Vielgestaltigkeit zu ihrem Thema machen. Ihre Geschichten entziehen sich einer systematischen Einordnung; sie stehen für sich und doch transportieren sie in ihrer Gesamtheit eine Botschaft, die da lautet, dass der Konservatismus – bei aller Skepsis im Einzelnen – eine unzerstörbare lebensweltliche Basis hat.



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