Triegel trifft Cranach – Der Bildersturm des Weltdenkmalrats Icomos

Veröffentlicht am

Am vergangenen Sonntag war die vorläufig letzte Gelegenheit, im Naumburger Dom die wunderbare Wiederauferstehung des in den Reformationswirren vor 500 Jahren zerstörten

Cranach-Altars durch den Erfurter Künstler Michael Triegel zu bewundern. Zahlreiche Besucher machten davon Gebrauch. Während der halben Stunde, die ich vor dem Altar stand, sind etwa fünfzig Menschen mit mir da gewesen. Wir standen nicht nur gebannt davor, sondern gingen mehrmals um den Altar herum, um jedes Detail zu bewundern. Die Arbeit von Triegel ist wirklich kongenial. Es ist, als reichten sich die Jahrhunderte die Hand.

Wir kamen untereinander ins Gespräch und waren uns einig: Cranach hätte die Ergänzung seines Werkes gebilligt. Eine Gegenstimme habe ich nicht vernommen.

Aber unter den „Experten“ oder auch Triegels Kollegen rief das die Neider auf den Plan. Icomos machte sich zur Stimme der Neider. Die Argumente, die es in den Raum warf, das Kunstwerk beeinträchtige die “äußerst sensiblen Blickbeziehungen im Westchor”, ist mehr als dürftig. Jeder, der dort gewesen ist sieht, wie an den Haaren herbeigezogen diese Behauptung ist. Uta blickt völlig frei auf den Altar. Regelindis lächelt ihm gar zu.

Der Cranach – Altar wurde in einer Zeit aufgestellt, die viel mehr von Schönheit und Harmonie verstand als wir heute.

Icomos war anscheinend selbst klar, auf welch schwachen Füßen sein Argument steht und des halb warf es ohne jeden Beleg eine drohende mögliche Aberkennung des Welterbetitels für den Dom in den Raum. Das gab dann für die Politik offensichtlich den Ausschlag, von dem Projekt, das u.a. auch von der Landesregierung Sachsen-Anhalt unterstützt worden war, feige abzurücken. „Triegel trifft Cranach – Der Bildersturm des Weltdenkmalrats Icomos“ weiterlesen

Unser Land wird sich ändern – und zwar drastisch!

Veröffentlicht am

Man kann den Grünen nicht vorwerfen, dass sie ihre Pläne für Deutschland hinter dem Berg halten. Nein, sie agieren ganz offen. Meine Überschrift ist ein Bruchteil einer Rede, die Katrin Göring-Eckardt, grüne Spitzenpolitikern, 2015 in der Flüchtlingskrise hielt. Seitdem sollen an die 4 Millionen Migranten über die sperrangelweit offene Grenze gekommen sein.

Angeblich waren es vor allem Akademiker, Ärzte und andere Fachkräfte, die in unserem Land dringend gebraucht würden. Göring-Eckardts Parteikollegin Claudia Roth wollte den „Integrationsturbo“ anwerfen und der lichten Zukunft, auf die sie sich freuten, stünde nichts mehr im Weg.

Unser Land hat sich seitdem tatsächlich drastisch verändert, aber diese Veränderungen sind alles andere als erfreulich. Statt neuer Arbeitskräfte, die dringend gebraucht werden, haben wir einen schmerzhaften Mangel – nicht nur an Fachkräften, sondern auch in den Jobs, die Unqualifizierte ausüben können, zum Beispiel die Gepäckbänder am Flughafen zu bedienen.

Erhöht hat sich dagegen die Zahl der Transferleistungsempfänger. Wir wissen von vielen Ankömmlingen auch nach sieben Jahren noch nicht, wer sie wirklich sind, weil sie ihre Pässe verloren haben und Nachforschungen als nicht opportun angesehen werden.

Weil die gewünschten Veränderungen offensichtlich nicht schnell genug gehen, ist von der Ampelregierung und einigen Merkelianern in der Unions-Bundestagsfraktion das so genannte „Chancen-Aufenthaltsgesetz“ beschlossen worden.

Für den SPD-Politiker Helge Lindh, das ist derjenige, der sich während der Flutkatastrophe im Ahrtal mit weißen Sneakern und adrettem T-Shirt mit einem Sandsack ablichten ließ, ist es “ein Kompliment für dieses Land”, dass sich viele Menschen in Deutschland niederlassen und integrieren wollten. Niederlassen ja, aber warum? Lindh hat vielleicht noch nicht gehört, dass Deutschland von unseren Gästen „Germoney“ genannt wird, weil die Leistungen nach Asylbewerberleistungsgesetz vielfach höher sind, als die Empfänger in ihren Heimatländern verdienen können. „Unser Land wird sich ändern – und zwar drastisch!“ weiterlesen

Eine Hennenbeauftragte für Deutschland!

Veröffentlicht am

Von Gastautor Steffen Meltzer

Das macht uns nicht gleich jeder nach, Deutschland und das Beauftragtenunwesen. Dazu kommt noch eine Unzahl an „Bürgerräten“, Meldestellen gegen sexistische Werbung u. a. subkulturellen Monster, die niemand von der Straße gewählt hat. Allein die Bundesregierung beschäftigt 44 „Beauftragte“, denken wir an den „Ostbeauftragten“, der gern die Ostdeutschen beschimpft, oder an die sogenannte Anti-Diskriminierungsbeauftragte, die eigentlich eine „Anti-Kartoffelbeauftragte“ ist. Nicht zu vergessen „Glücksbeauftragte“ und kommunale „Fahrradbeauftragte“ als Auffangbecken für gescheiterte Lokalpolitiker oder unkündbare Mitarbeiter. Immerhin hat auch der Papst einen Beauftragten, der sich Apostolischer Visitator nennt und zu den fast traditionellen hochnotpeinlichen Untersuchungen berechtigt ist.

Mir ist bisher kein Fall bekannt geworden, in dem jemals einer der Beauftragten einen Petenten tatsächlich geholfen hätte. Von der Brandenburgischen Landesdatenschutzbeauftragten einmal abgesehen, die einigen uneinsichtigen Ministerien und Behörden ab und zu gründlich den Marsch blasen. Damit deren Einfluss nicht zu große wird, sind die Stellen chronisch unterbesetzt und die Bearbeitungszeiten für die Bürger exorbitant lang.

Es gibt aber vorwiegend auch die „anderen“ Beauftragten, deshalb ein kleines Erlebnis in eigener Sache: Als sich ein verzweifelter Mitmensch persönlich an mich mit der Bitte wandte, ich möge ihm doch helfen, da eine offizielle Landesbeauftragte diesen an mich verwiesen habe.

Nun gut, es soll behördliche Beauftragte geben, die erzählen ihren Direktor beim Frühstück, was der Flurfunk für Neuigkeiten zu verkünden hat und bestätigen damit ihre unangefochtene Daseinsberechtigung. Jemand schrieb mir, „Beauftragte sind der Kitt versagender (Linien-)Strukturen.

Die gegenwärtige Bundesregierung ist dafür bekannt, eine Flut von neuen Posten zu schaffen, um diese mit Lobbyisten auszufüllen. Im Kampf gegen alles und jedes, das nicht linksgrün ist, darf man nicht aufs Geld schauen. Ich sehe in dieser Beziehung noch jede Menge Reserven. Hier mein Vorschlag:

Eine neue Stelle ist erforderlich

Für den verstärkten „Kampf gegen rechts“ müssen neue Beauftragte geschaffen werden, um tatsächlich alle Bereiche des gesamtgesellschaftlichen Lebens abzudecken und dem Feind keine Chancen zu lassen. Besonders positiv kann hervorgehoben werden, dass es gelungen ist, den Kampf gegen rechts mit der LGBTQIA+ – Bewegung und dem Tierschutz zu verbünden. Niemand wird sich auch nur ansatzweise wagen, diese neue Beauftragte in Frage zu stellen. „Eine Hennenbeauftragte für Deutschland!“ weiterlesen

Freude im Advent!

Veröffentlicht am

In Zeiten, wie diesen, wo alles aus den Fugen zu geraten scheint, ist es heilsam zu erleben, dass es die schönen Dinge noch gibt. Eins davon ist die Wiederaufnahme des Adventskonzerts der Thüringer Landesregierung im Französischen Dom zu Berlin, die gestern Abend stattfand.

Die Eröffnungsrede von Ministerpräsident Ramelow war kurz, aber erfrischend. Statt über politische Probleme oder Haltungsfragen zu referieren, erinnerte er daran, was Thüringen Deutschland und der Welt geschenkt hat. Allen voran die Bibelübersetzung Luthers, die unsere Sprache nachhaltig geprägt hat, Konrad Duden, der als Gymnasialdirektor in Schleiz die Regeln für das spätere Wörterbuch erarbeitete. Durch sein Standardwerk hatte Duden insbesondere bildungsfernen Schichten das Lesen und Schreiben erleichtern wollen.

Vier Weihnachtslieder sind in Thüringen entstanden und von dort in viele Länder gelangt, wie die Weihnachtsbaumkugeln, eine Erfindung einer Glasbläserin aus Lauscha.

Last not least gibt es seit 1608 Gera das Gymnasium Rutheneum, aus dessen Musikspezialklassen ein wunderbarer Chor geformt wurde, der das diesjährige Konzert bestritt.

Schüler ab der 9. Klasse und Schülerinnen ab der 11. Klasse können Mitglied dieses Chores werden, der seit 1994 vom Dirigenten und Komponisten Christian Frank geleitet wird, der seine Sänger zu Höchstleistungen gebracht hat. Nicht umsonst ist der Chor Botschafter der Stadt Gera und tourt durch die ganze Welt.

In Berlin schlug Frankes Sängerschar das Publikum von Anfang an in seinem Bann. Es stimmte alles: Die Einsätze, die Auswahl der Lieder, die souveräne Bewältigung auch der schwierigsten Passagen der kunstvollen Arrangements. „Freude im Advent!“ weiterlesen

Wie wir für dumm verkauft werden

Veröffentlicht am

Es rauscht heute ganz mächtig im Blätterwald. Mit einem gelungenen Coup hat es Qatar geschafft, die Dauerkritik an seiner Menschenrechtslage zum Verstummen zu bringen. Das Land will nun doch Gas an Deutschland liefern! Dieses verflüssigte Erdgas soll laut Bundesminister Habeck einen “zentralen Baustein für die Sicherung unserer Energieversorgung im kommenden Winter” liefern.

Wirklich? Wie soll das gehen, wenn das Gas erst ab 2026 geliefert wird? Und warum wird das Gas nicht direkt an Deutschland geliefert, sondern über einen amerikanischen Zwischenhändler, der auch den Vertrag mit Qatar unterzeichnet hat?

Wirtschaftsminister Habeck sagte dazu auf einer Pressekonferenz zur Industriekonferenz 2022: „Ich kann dazu wenig Konkretes sagen, weil es die Aufgabe der beteiligten Unternehmen ist, diese Verträge zu schließen und dazu was zu sagen.“ Die Aufgaben der Unternehmen sei es, das Gas möglichst günstig für die Verbraucher auf dem Weltmarkt einzukaufen. Aha, dann wird es teuer weiter verkauft an den Endverbraucher. Der Zwischenhändler muss auch keine Minderung seiner Profite durch eine Übergewinnsteuer fürchten. Im Interesse der deutschen Verbraucher ist das nicht.

Die Gasspeicher in Deutschland seien voll. Für diese Selbstverständlichkeit, die in den Jahren vor der Ampelregierung keine Erwähnung wert war, wird Habeck von seinen Anhängern in den Medien gelobt bis gefeiert. Allerdings wird schamhaft verschwiegen, zu welchem Preis das Gas dann zum Endverbraucher kommt. Außerdem wird dem Publikum verschwiegen, dass der Gasvorrat nur bis Februar reicht, wenn er nur in Deutschland verbraucht wird, was keineswegs sicher ist. Und dann? „Wie wir für dumm verkauft werden“ weiterlesen

Fragen an die Ausstellung „Die Habsburger im Mittelalter. Aufstieg einer Dynastie.“

Veröffentlicht am

Von Gastautor Hans-Jürgen Wünschel

Schon einmal geriet dieses Museum in die Schlagzeilen. Vor Jahren titelte die Monopolzeitung der Pfalz „Die Rheinpfalz“ über „Edles Blendwerk“ im Museum. Warum nun wieder eine verunglückte Ausstellung? Warum in Speyer?  Seinem Wunsch entsprechend wurde der erste Habsburger König, Rudolph I. 1291 im Königschor des Domes beigesetzt.

Die Ausstellung versucht zu vermitteln, wie die Habsburger Herzöge aus der Schweiz  allmählich gegen viele Widerstände den Aufstieg vom Grafengeschlecht zur Königs- und Kaiserdynastie erlangten.

Die Ausstellung ist in 27 Abschnitte unterteilt, die zu Beginn eines jeden Raumes in groben Überblicken beschrieben werden. Was erwartet den Neugierigen? Etwa 200 Exponate: Urkunden, Harnische, Reliquienkreuze, Trinkgeschirr  und Gemälde.  Meist Originale, Leihgaben von sehr vielen Museen und Archiven in Frankreich, der Schweiz, Österreich und Deutschland. Herausragend das Original der „Goldenen Bulle“ von 1356, doch wurde diese leider nicht von einem Habsburger unterzeichnet, sondern von dem damals regierenden Luxemburger Karl IV.  Will die Ausstellung nicht Habsburger vorstellen? Im 14. Jahrhundert findet sich Habsburg  nur noch bei den Herzögen wieder, die wohl kaum mit dem Aufstieg der Dynastie etwas zu tun hatten, so dass man den Blick über die zeitliche Kontinuität verliert. Nicht einmal eine so notwendige Zeitleiste wird dem Besucher angeboten.  Ist die Schau nur für Profihistoriker und -archivare gedacht? Der nicht historisch Gebildete, staunt wohl  über die mehrere Jahrhunderte hinweg aufbewahrten Relikte des Mittelalters, kann jedoch wohl kaum mit ihnen etwas anfangen, außer zu sagen, schön,  was die Leute damals schon alles getrieben haben. Sämtliche Urkunden und literarischen Texte werden im Original (!) also in  althochdeutscher oder lateinischer Sprache präsentiert. Warum gibt es aber von den wichtigsten Aussagen  keine deutsche Übersetzung?  Was soll der Besucher auch  mit den Bezeichnungen fol.5r,  3r, 7v  oder mit den Begriffen Kopialbuch, Urbar, Posthumus, Vidimus, Regest, Codex, Reichslandvogteien, Bulle usw. anfangen? „Fragen an die Ausstellung „Die Habsburger im Mittelalter. Aufstieg einer Dynastie.““ weiterlesen

Die gefährliche Radikalisierung der Klimaschützer

Veröffentlicht am

Die grüne Frontfrau Katrin Göring-Eckardt hat kürzlich in einer Talkshow geäußert, die Regierung müsste radikaler werden. Damit gießt sie Öl ins Feuer des grünen Radikalisierungsprozesses, der bereits in vollem Gange ist.

Klimaschützer aller Couleur werden in ihren Aktionen immer häufiger straffällig. Sie kleben sich nicht nur an Gemälden und Dirigentenpulten an, wobei sie jede Erklärung schuldig bleiben, welchen Einfluss das auf die Klimarettung haben soll.

Inzwischen stören sie nicht nur den Verkehr und haben damit bereits ein Todesopfer zu verantworten, sondern auch den Flugbetrieb im Hauptstadtflughafen.

Trotzdem haben sie nicht nur den Verfassungsschutzpräsidenten Haldenwang an ihrer Seite, der solche Taten „großartig“ findet und nichts Verfassungsfeindliches darin findet, wenn Fridays für Future sagt, wir hätten keine Zeit mehr für Demokratie.

Auch Kirchenvertreter wie Bischof Bilz stärken den Klima-Radikalen den Rücken.

Er frage sich, ob es sinnvoll sei, die Aktivisten als Straftäter abzustempeln: “Wir sollten vielleicht mehr auf die Geschichte des zivilen Ungehorsams schauen und seine Verankerung in der Demokratie.” Das Rechtssystem werde durch die Klimaaktivisten nicht außer Kraft gesetzt. Er habe “Sympathie für kreative Klimaaktivisten”. „Die gefährliche Radikalisierung der Klimaschützer“ weiterlesen

Die beschädigte Kindheit – Das Krippensystem in der DDR

Veröffentlicht am

Als der Eiserne Vorhang zusammenbrach und ein unverstellter Blick auf die Zustände in den sozialistischen Ländern möglich wurde, wollten vor allem diejenigen, die immer der Meinung waren, die DDR sei das bessere Deutschland, auch wenn sie froh waren, nicht dort leben zu müssen, nicht so genau hinschauen.

Was Kindern im Arbeiter- und Bauernstaat angetan wurde, war lange kein Thema.

Es wurde Anfang der 90er Jahre über die katastrophalen Zustände in den Kinderheimen Rumäniens berichtet, aber über die Heime in der DDR schwiegen sich die Meiden aus.

Als in der Legislaturperiode von 2005 bis 2009 ein „Runder Tisch Heimkinder“ im Bundestag eingerichtet wurde, ging es anfangs nur um die Zustände in den Kinderheimen der BRD. Es dauerte viele Monate, ehe endlich auch die Heimkinder der DDR in den Blick genommen wurden. Es gab aber nur eine Expertin in der ganzen Runde und die hatte vor allem Jugendwerkhöfe, bis hin zum Geschlossenen in Torgau erlebt, der eher ein Kindergefängnis genannt werden muss, in dem es u.a. Dunkelhaft bis zu 14 Tagen, zahllose sexuelle Übergriffe und Gewalt gab.

Die Kinderkrippen, Wochenkrippen und „normalen“ Dauerheime der DDR blieben außen vor. Die SED hatte ganze Propagandaarbeit geleistet.

Nicht nur SPD-Familienministerinnen wie Renate Schmidt fanden die Kinderbetreuung der DDR vorbildlich, auch Ursula von der Leyen war dieser Meinung und setzte später als Verteidigungsministerin sogar durch, dass bei der Bundeswehr Kinderkrippen eingerichtet wurden.

Es ist umso verdienstvoller, dass nun ein Buch des Professors für Allgemeine Erziehungswissenschaft Florian von Rosenberg vorliegt, das Licht in das Dunkel der Unwissenheit bringt. Von Rosenberg untersucht das Krippensystem der DDR von seinen Anfängen bis in die letzten Jahre der DDR und seine verheerenden Folgen für die Kinder, die diesem System ausgesetzt waren.

Kinderkrippen sind keine Erfindung der sozialistischen Länder, es hat sie vereinzelt schon vorher gegeben, aber nur für Notfälle.

Die DDR wollte aber aus den Krippen eine sozialistische Errungenschaft machen, die vor allem dazu diente, die Arbeitskraft der Mütter zu erhalten.

Deshalb gab es in den 50er Jahren ein ambitioniertes Aufbauprogramm, das in ein flächendeckendes Kinderbetreuungsnetz münden sollte. Die begleitende Propaganda sollte der Bevölkerung nahebringen, dass die Krippenbetreuung der häuslichen überlegen sei. Eltern seien im Gegensatz zum Krippenpersonal, das sich nach den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen richtete, eher unbedarft.

Es gab kaum Untersuchungen, welche Folgen die frühe Trennung der Kinder von den Familien hatte. Eltern, die feststellten, dass ihre Kinder nach einer Woche Krippenaufenthalt verstört waren, abgenommen hatten und kränkelten, wurden zum Schweigen gebracht. Als später festgestellt wurde, dass besonders Wochenkrippenkinder sich langsamer entwickelten als solche, die in der Familie aufwuchsen, dass sie später sprechen lernten, häufiger krank waren und Verhaltensstörungen zeigten, die aus der Verlusterfahrung, fern der Mutter sein zu müssen, resultierten, wurde ein Mantel des Schweigens darübergebreitet.

Die Kinder reagierten auf die Trennung von der Familie erst mit Protest, Weinen und Schreien, später mit Apathie. Letzteres wurde als Eingewöhnung betrachtet. Statt zu den Eltern versuchten die Kinder eine Beziehung zu den Krippentanten aufzubauen. Sie wurden aber immer wieder enttäuscht, weil das Personal, besonders in Wochenkrippen, häufig wechselte, was den Kindern immer neue Verlustschmerzen zufügte, bis sie es aufgaben, vertrauensvolle Beziehungen zu anderen Menschen aufzubauen. Oberflächlich betrachtet, konnten solche Kinder als besonders angepasst gelten, weil sie schnell Freundschaften schlossen. In Wirklichkeit verließen über 40 Jahre lang Kinder das Betreuungssystem, die lebenslange Probleme hatten, mit ihren Partnern und Freunden wirkliche Bindungen einzugehen. So schnell, wie man heiratete, war man auch wieder geschieden.

Besonders dramatisch waren die Verhältnisse in den Wochenkrippen. Weil die chronisch unterbesetzt waren, wurde bis in die 70er Jahre zu drastischen Maßnahmen gegriffen. Dazu gehörte, die Kinder nachts mit Lederriemen ans Bett zu fesseln. In der Wochenkrippe in Halle, gegenüber dem berüchtigten Gefängnis „Roter Ochse“, in der sich sowohl Kinder der politischen Gefangenen, als auch des Wachpersonals befanden, kam es zu einem tragischen Unfall. Die Nachtschwester wollte einem besonders lebhaftem Kind etwas mehr Bewegungsfreiheit gönnen und fesselte den Jungen nur an einem Ende. Das Kind erwürgte sich während der Nacht, weil es dem Riemen, der sich um seinen Hals gewickelt hatte, nicht entkam. Sein Tod wurde erst am Morgen bemerkt. Danach wurden die Fesselungen nicht mehr angewandt.

In den letzten beiden Jahrzehnten wurden viele Wochenkrippen in Tageskrippen umgewandelt. Man brauchte für die Vollbeschäftigung der Mütter mehr Kapazitäten und die Schlafräume nahmen zu viel kostbaren Platz weg. Bis zum Ende des SED-Staates waren die meisten Krippen und Kindergärten überbelegt. Es gab bis zum Schluss nicht genügend Personal zur Betreuung der Kinder. Die Reaktion der Behörden war, Untersuchungen, die diese Probleme zum Gegenstand hatten, in der Schublade verschwinden zu lassen oder ganz zu unterbinden.

Im Gegensatz zur Tschechoslowakei, wo sich Wissenschaftler stark machten und gegen die Missstände zum Teil erfolgreich ankämpften, gab es das in der DDR nicht. Die Experten, die über die wahren Verhältnisse Bescheid wussten, schwiegen.

Was von Rosenbergs Buch so wertvoll macht, sind die vielen bisher unaufgearbeiteten Quellen, die er sich erschlossen hat. Das gibt dem Leser ein genaues Bild über dieses Massenexperiment an den jüngsten Mitgliedern der „Sozialistischen Menschengemeinschaft“. Besonders berührend ist die Perspektive von Rosenbergs, der mit viel Einfühlungsvermögen und großer Empathie klar macht, welche Folgen das Betreuungssystem für die Kinder hatte.

Wie notwendig dieses Buch ist, wird klar, wenn man weiß, dass im Land Brandenburg noch 2013 das Kinder- und Jugendheim Haasenburg wegen seiner „mentalen Verbindung zur DDR-Umerziehung“ geschlossen werden musste.

Der Geist ist fruchtbar noch, aus dem das DDR-Krippensystem kroch.

Deshalb wünsche ich dem Buch eine weite Verbreitung.

 

 

Heldenleben

Veröffentlicht am

In Zeiten des Gratismutes und der aufgeregten Diskussion um eine alberne Armbinde, hatte ich das Bedürfnis, mich zu vergewissern, dass es eine Zeit mit wirklich ernsten, tödlichen Problemen gab. Beim Umräumen meiner Bücherschränke fiel mir Alexander Solschenizyns Bändchen „Heldenleben“ in die Hand. Ich ließ alles stehen und liegen und begann die zwei Erzählungen zu lesen.

Die erste Erzählung handelte von dem bei uns ganz unbekannten russischen Philanthropen und begeistertem Volkstümler Pawel Wassiljewitsch Ektow. Die Volkstümler waren eine Bewegung Ende des 19., Anfang des 20. Jahrhunderts, die das Los der russischen Bauern nach der Abschaffung der Leibeigenschaft erleichtern wollten. Sie propagierten die Aufteilung des Gutsbesitzerlandes an die landlosen Bauern. Deshalb waren sie anfangs begeistert von dem bolschewistischen Putsch, weil das zweite Dekret, das die Bolschewiki nach der Machtübernahme verkündeten, das Dekret über Grund und Boden war. Das Land sollte künftig denen gehören, die es bestellten. Aus der Begeisterung wurde schnell Ernüchterung, als Ektow im Bürgerkrieg miterleben musste, wie gnadenlos die Bauern ausgeplündert und bekämpft wurden. Schon 1919 begann die erste politisch verursachte Hungersnot auf dem Lande. Die bolschewistischen Beschaffungstrupps beschlagnahmten nicht nur das Saatgetreide, sondern forderten oft noch Frauen für ihre Fressgelage. In den meisten Fällen bekamen sie die Frauen, denn alles war besser, als erschossen zu werden.

Erschießungen standen auf der Tagesordnung und sei es „nur“, um ein Zeichen zu setzen. Häufig kam es vor, dass ganze Dörfer liquidiert wurden. Die leeren Häuser wurden dann niedergebrannt.
Die Volkstümler, die sich daraufhin von den Bolschewiki abwandten, teilten das Schicksal der Bauern.

Die zweite Erzählung handelt von einem Bürgerkriegsschlächter, der es später im Zweiten Weltkrieg zu Weltruhm brachte: Georgji Konstantinowitsch Schukow, dem Eroberer von Berlin. Dessen Biografie ist wirklich atemberaubend.

Mit 19 Jahren wurde „Jorka“ Schukow zur zaristischen Armee eingezogen und in den Krieg geschickt, den die Russen den „deutschen“ nannten. Er wurde mehrmals verwundet, erlitt und überstand mehrere Fleckenfieberanfälle und stieg dennoch verhältnismäßig schnell im militärischen Grad auf, weil seine Führungsfähigkeiten von Anfang an überragend waren.

Im Bürgerkrieg nach dem Oktoberputsch kämpfte Schukow auf der Seite der Roten – und zwar mit aller befohlenen Härte. Sein Vorbild war der legendäre Feldherr Tuchatschewskij mit dem aristokratischen Gesicht, den samtigen Augen und dem eisernen Herzen. Schukow hörte ihn seinen Befehl 130 verlesen, dass alle Bauern, die sich den Aufständischen angeschlossen hatten, der Sowjetmacht zu übergeben wären, ihre Familien verhaftet und ihr Besitz zu konfiszieren sei. Wenn nötig, solle man Giftgas einsetzen, um die „Eiterbeule aufzustechen“.

Die Familien der Banditen seien in ferne Sowjetrepubliken zu deportieren. Wer diesem Befehl nicht umgehend folgte, für den galt Befehl 178. Wer einen Banditen nicht unverzüglich meldete, galt als Komplize und würde wie die Banditen selbst behandelt werden. Tuchatschewskij hat sich sicher nicht eine Sekunde vorstellen können, dass man auch ihn eines Tages mit aller Härte behandeln würde. Er landete nach fürchterlichen Folterungen 1937 als angeblicher Agent des Imperialismus vor dem Erschießungspeleton. Mit ihm zahlreiche andere Bürgerkriegshelden. „Heldenleben“ weiterlesen

Beim Klimazirkus außer Spesen nichts gewesen

Veröffentlicht am

Was für ein Aufwand! In den ägyptischen Luxusbadeort Scharm al-Scheich kamen 30 000, nach anderen Angaben sogar 40 000 Politiker, Manager, Aktivisten und Journalisten zur jährlich stattfindenden „Klimakonferenz“. Die Anzahl der Privatjets, mit denen die besser betuchten Teilnehmer einflogen, hat sich gegenüber Glasgow, wo man sich im vergangenen Jahr traf, fast verdoppelt. Selbst die Fridays for Future-Radikalen und die Extremisten von der „letzten Generation“ wollten sich das Spektakel nicht entgehen lassen. Mit einem Rest von Schamgefühl posteten die Klimaretter, dass sie lange Strecken mit dem Zug und nur die letzte Etappe mit dem Flugzeug bewältigen würden. Allerdings wäre ihre CO2-Bilanz weitaus günstiger ausgefallen, wenn sie zuhause geblieben wären.

Hat man jemals die CO2-Bilanz dieser gigantomanischen Veranstaltungen berechnet und festgestellt, wie sehr sie beiträgt, den angeblichen Kipppunkt, nach dem das Klima nicht mehr zu retten ist, vorzuverlegen?

Inzwischen muss sogar der „Spiegel“, der kürzlich ein Titelcover aus den 80er Jahren recycelt hat, das den Kölner Dom am Rand der über die Ufer getretenen Nordsee zeigt, zugeben, dass das Ergebnis mehr als mager ist. „Die Klimakonferenz von Scharm al-Scheich endet mit einer Enttäuschung“, konstatiert der Kolumnist Christian Stöcker. Um der Tatsache, dass diese Veranstaltungen nichts bringen außer weitere Umwelt- und Klimaschädigung, präsentiert Stöcker, der es in der Kognitions­psychologe immerhin zum Professor gebracht hat, auch gleich die Schuldigen: „In Scharm al-Scheich waren 636 Lobbyisten von Öl-, Gas- und Kohlekonzernen  akkreditiert“. Und diese „Saboteure“ seien schuld.

Nach Stöckers Meinung teilt sich „die anscheinend so komplexe Landschaft der Klimapolitik […] wenn man von China einmal absieht, in zwei sehr übersichtliche Lager: All diejenigen, die tatsächlich aus fossilen Brennstoffen aussteigen wollen, so schnell wie möglich. Und all diejenigen, die mit der Förderung und dem Verkauf von Roh-CO₂ Geld verdienen, und deren Handlanger in Medien, Politik und Randgebieten der Wissenschaft“.

Letztere hätten dafür gesorgt, dass der Bevölkerung immer noch nicht hinreichend klar sei, in welch gefährlichen Lage sich die Welt befände. „Beim Klimazirkus außer Spesen nichts gewesen“ weiterlesen