Von Gastautor Frank Junge
Das Wort „Klima“ ist heute zum Reizwort geworden und öffentliche Diskussionen über den gegenwärtigen und zukünftigen Verlauf enden nicht selten in einem verhärteten, hysterischen Diskurs. In den medialen Auseinandersetzungen ist der Mensch zum Hauptakteur klimatischer Veränderungen im Erdsystem aufgestiegen. Und dabei scheint bei den verschiedenen tatsächlich wirksamen Einflussnahme-Faktoren menschlicher Tätigkeit auf das Erdsystem der des Klimas besonders bedrohlich und mit Szenarien verbunden zu sein, die sogar bis zum Untergang der Menschheitsfamilie führen können. Maßnahmen zur Verhinderung der dynamisch ablaufenden Klimaänderungen werden gefordert, um die Natur an die Anforderungen des modernen Menschen zu zwingen. Eine Betrachtungsweise, die angesichts der Erkenntnisse zum natürlichen Klimawandel zumindest zu hinterfragen ist.
Worin liegt der Haupt-Schlüssel, der die einzigartige Entwicklung vom Frühmenschen bis zum heutigen modernen Homo sapiens sapiens überhaupt möglich machte? Und dies obwohl das Klima sich an einem Ort im Verlaufe dieser Entwicklung mehrfach von arktisch-polaren hin zu warm-gemäßigten Bedingungen und zurück änderte. Es war allein die Fähigkeit der Anpassung des Menschen an die Natur mit ihren steten Wandlungsprozessen, die dem Menschen sein Überleben sicherte. Heute sind im öffentlichen Diskurs leider die notwendigen Fragestellungen und Antworten von Anpassungsstrategien unserer Zivilisation an Änderungen von Landschaft und Klima in den Hintergrund geraten. Und noch weit weniger ist im öffentlichen Debattenraum von den weitaus größeren Folgen zu hören, die der von Wachstum und Gier getragene Verbrauch der begrenzten natürlichen Erd-Ressourcen hervorruft. Denn die Zukunft unserer stetig wachsenden Menschheitsfamilie hängt in erster Linie vom Erhalt ihrer Lebensgrundlagen ab, die von den natürlichen Kreisläufen und Ressourcen an Wasser, Boden, Energierohstoffen bis hin zu jenen von Festgestein, Sand und Kies bestimmt sind. Die von Herbert Gruhl in den 1970er Jahren getroffene Analyse „Nicht nur der Mensch bestimmt den Fortgang der Geschichte, sondern die Grenzen dieses Planeten Erde legen alle Bedingungen fest für das, was hier noch möglich ist“, ist heute aktueller denn je. Sie impliziert zusammen mit Maßnahmen der Anpassung an die in allen Zeitdimensionen stattfindenden Wandlungsprozesse unserer Erde (einschließlich des Klimas) die eigentlichen, dringend notwendigen, von Wissen und Demut gegenüber der Natur getragenen Handlungsoptionen unserer Zivilisation. Allein von Emotionen getriebene Handlungen helfen da nicht weiter.
Das quartäre Eiszeitalter mit seinen natürlichen Wechseln von Landschaft und Klima kündigte sich schon vor rund 35 Millionen Jahren, im Oligozän, mit dem Beginn der phasenhaften Vereisung der Antarktis an. Die im frühen Tertiär (Paläozän, Eozän) vorherrschende immergrüne, paläotropische Vegetation wurde zurückgedrängt und laubwerfende Pflanzen gewannen zunehmend die Oberhand. Die Temperaturen von 20° C im Jahresmittel bei Niederschlagsmengen um geschätzte 2000 mm pro Jahr sanken schrittweise erstmalig auf ein Niveau von 10 bis 12°C der Jahresdurchschnittswerte. Der erste Schritt von subtropischen zu warmgemäßigten Klimaverhältnissen zum endgültig seit dem Pliozän beginnenden Eiszeitklima wurde in diesem Zeitabschnitt vollzogen. Temperatur und Niederschlag verringerten sich wellenförmig von einem höheren zu einem niedrigeren Niveau. „Klima im Wandel“ weiterlesen